Dritter Auftritt.

[50] Amalie. Auguste.


AMALIE nach einer kleinen Pause, wie unbefangen. Was meinst du, mein Kind? soll ich nicht ein anderes Kleid anziehen?

AUGUSTE die sich im Zimmer zu schaffen machte. Warum, Mama? Das Grün kleidet Sie recht gut.

AMALIE. Aber Du – Richtet an ihr. Dein Anzug ist etwas vernachläßigt –

AUGUSTE. Finden Sie?

AMALIE. Besonders für heute, wo der junge Baron – – er ist sehr artig, sehr zuvorkommend gegen Dich.[50]

AUGUSTE. Im Gegentheil! Er geht mir die ganze Zeit her aus dem Wege.

AMALIE. Weil Du es zu wünschen scheinst –

AUGUSTE. Nicht doch, Mama! Er weicht mir wirklich aus. Ablenkend. Da ist der Schmerl ganz anders –

AMALIE. Der Schmerl?

AUGUSTE. Ja. Der folgt Ihnen auf allen Tritten und Schritten.

AMALIE. Was Du für Einfälle hast! – Aber der Baron – Dein Onkel meint –

AUGUSTE. Ich weiß, ich weiß! Er sagte neulich: Alte Liebe rostet nicht –

AMALIE. Alte Liebe?

AUGUSTE. Er meinte den Schmerl –

AMALIE rasch. Possen! Possen! Er sprach von dem jungen Baron. Er ist wirklich ein guter Mensch –

AUGUSTE wie zerstreut. O ja –

AMALIE. So sanft, so gefällig. – Und obendrein wohlhabend – ja, reich –

AUGUSTE. So sagt man –

AMALIE. Kurz, ein Mann, wie sie selten vorkommen –

AUGUSTE mit den Karten spielend. Aber ein schlechter Piketspieler –

AMALIE. Wer? Hermann?

AUGUSTE. Nein! Herr Schmerl!

AMALIE rasch. Du verstehst mich nicht! – Ich will doch wenigstens eine andere Chemisette nehmen. Eilt in ihr Zimmer.


Quelle:
Der deutsche Michel, Revolutionskomödien der Achtundvierziger. Stuttgart 1971, S. 50-51.
Lizenz:
Kategorien: