Zweiter Auftritt.

[69] GRAF allein. Das war ein thörichter Streich von mir, Basilio fortzuschicken. Der Zorn taugt nichts. Er geht nachdenklich umher. Mit dem Briefe, den er mir zugesteckt, ist es nicht richtig. Die Gräfin find' ich eingeschlossen und sichtlich verlegen; Susanne ebenfalls unter Schloß und Riegel; Figaro will aus dem Fenster gesprungen sein, während Antonio einen Andern springen sah ... Ich sehe in dem allen nicht klar. Intriguen unter meiner Dienerschaft kümmern mich nicht; aber wenn man es wagte, die Gräfin hineinzuziehen! Wahrhaftig, wenn man den Kopf verliert, geräth die ruhigste Einbildung in Träume der thörichsten Art. Sie lachte, sie versuchte umsonst, ihre Heiterkeit zu unterdrücken. Aber sie achtet sich auch, und meine Ehre – alle Teufel! – Und wie stehe ich zu Susannen? Hat sie geplaudert, meine Anträge verrathen? Was fesselt mich nur an diese Laune? Oft schon habe ich sie aufgeben wollen. Seltsame Wirkung der Unentschlossenheit: wenn ich entschieden nach ihr strebte, würde ich sie viel weniger verlangen. Wenn nur Figaro käme! Ich muß herausbringen, ob er im Geheimniß ist.[69]


Quelle:
Beaumarchais [Pierre-Augustin Caron de]: Figaro's Hochzeit. Leipzig [o. J.], S. 69-70.
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Figaros Hochzeit oder Der tolle Tag
Die Figaro-Trilogie: Der Barbier von Sevilla oder Die nutzlose Vorsicht / Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit / Ein zweiter Tartuffe oder Die Schuld der Mutter