Zweite Scene.

[297] Graf Struensee, Obrist Köller in heftigem Gespräch eintretend. Detlev im Hintergrunde.


STRUENSEE.

Ich will nichts weiter hören, Obrist Köller;

Ihr sorgt dafür, daß man den Officieren

Sogleich den Abschied fert'ge, ungesäumt.

KÖLLER.

Herr Graf!

STRUENSEE.

Kein Wort zu ihren Gunsten mehr,

Vertheidigt sie nicht weiter, denn ich sag' euch – –

Sie sind – –; der Starrsinn dieses Regiments

Kommt nur von diesen Stolzen, Unzufried'nen.

Das sind verweg'ne Köpfe, denen nichts

Zu Dank geschieht. So ist das Regiment,

Die will'gen Glieder des Verrätherhauptes.

Ist's doch, als sei der Staat für sie nur da,

Als pflügte nur der schweißgetränkte Bauer,

Als gäb' der fleiß'ge Bürger nur den Zins,

Den trägen Rock der Garde zu vergolden.

Ihr Feind ist Jeder, der zu sparen denkt,

Sie predigen dem Volk den Aufruhr vor.

KÖLLER.

Herr Graf, sie ließen laut den König leben,

Als ich den Abschied ihnen vorgelesen.[298]

STRUENSEE.

Und donnerten dem Obrist-Commandeur

Ein dreifach Vivat zu, als mich der Weg

Vor ihre Reihen führte.

KÖLLER.

Mit Verlaub.

Das ehrt den Krieger und den muth'gen Führer.

Sieht doch im König der Soldat den Herrn nur.

Der Führer aber ist sein Freund, sein Stern,

Der ihn im dunkeln Kampf des Todes leitet.

Das Dasein des Soldaten ist in Schlachten,

Da sucht er seine Freunde; wohl ihm, wenn –

STRUENSEE rasch.

Nicht weiter, Obrist. Gern erspar' ich euch

Den Schluß der ungestümen Rede. Kennt' ich

Die rauhe Treue eures Herzens nicht,

Ich wär' versucht, das übermüth'ge Feuer

Des kühnen Worts für Trotz zu halten. Doch

Ich weiß, des Königs Sache ist die eure.

So wiederhol' ich euch, ich wünsche sehr,

Daß ihr nicht säumen mög't, mein werther Obrist,

Der Officiere Abschied auszufert'gen.

KÖLLER.

So ist das ganze Corps des Dienst's entlassen?

STRUENSEE.

Es ist der Wille Seiner Majestät,[299]

Daß der Gemeinen Schar aufs Schleunigste

Vertheilt in and're Regimenter werde.

Ich weiß, daß euch der gnädige Monarch

Bei dieses Auftrags Mühen gern vertraut.

Rechtfert'gen werdet ihr die Gnade, werdet

Aufs Strengste Widerlichkeit bestrafen.

In Friedrichsburg erwart' ich den Rapport.


Während dieses Gesprächs sind ein Page der Königin und ein Polizei-Chef eingetreten, denen Detlev bedeutet, sich im Hintergrunde zu halten.


Quelle:
Michael Beer: Sämmtliche Werke. Leipzig 1835, S. 297-300.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Blumen und andere Erzählungen

Blumen und andere Erzählungen

Vier Erzählungen aus den frühen 1890er Jahren. - Blumen - Die kleine Komödie - Komödiantinnen - Der Witwer

60 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon