VI. Von dem Röst- oder Brenn-Ofen und Rösten ausserhalb der Hütte.

[180] Der Röst- oder Brenn-Ofen stehet, wie alle andere nachfolgende Oefen, unter einer Hütte oder einem Gebäu, und ist wie ein grosser Back-Ofen mit einem Schüer oder Mund-Loch gewölbet. Hierinnen wird der vorher gedachte grobe und Schlamm-Schlich mit einem von kurtz gehauenem Holtz gemachten Feuer zwölff Stunden lang geröstet[180] oder gebrennet, damit dem Ertz seine Wildigkeit, Gifftigkeit und Unart benommen werde, sonst man dasselbe im Schmeltzen nicht zwingen könte, und das gute mit dem bösen in die Lufft gehen würde. Unter währendem Rösten oder Brennen, davon der Ofe den Nahmen hat, wird das Ertz von denen Brenn-Knechten, unter der Direction des Brenn-Meisters, offt umgerühret und gewendet, anfänglich mit einer langen eisernen Krücke, und folgends, wenn der Schlich zu schwitzen anfänget, mit dem Bocke, welches ein Eisen mit zwei krummen Zacken ist. Beide Instrumenta aber leget der Brenn-Knecht in dem Schurtz oder einem an einer eisernen Kette vor dem Ofen hangenden grossen Hacken, und regiret solche also mit dem Schwange. Sonst ist von diesem Ofen mit merck-würdig, daß darinnen die grosse Hitze anfänglich unter dem Umrühren etwas von dem Schlich, ehe er fliesse, hebe, und durch die darüber gebauete starcke Feuer-Esse hinaus auff das Dach führe, dergleichen von denen auff dem Hartz gelegenen Zeller-Felder- und Wilde-Männer-Hütten der Herr von Löheysen in dem 5. Theil seines Berichts von Berg-Wercken fol. 68 schreibet. Ausser diesen Röst-Ofen werden auch etliche rohe Ertze unter dem freien Himmel geröstet, und geschiehet solches insonderheit bei Goslar auff der Oker, da man die Rammelsbergischen Ertze neun Schuh hoch auff Holtz schüttet, und dasselbe mit glüenden Schlacken anstecket, alsdenn die Ertze sich hievon entzünden, und, wegen des bei sich habenden Schwefels, eine lange Zeit in sich selst brennen. Dieser Schwefel sammelt sich zum Theil oben auff dem Röst-Hauffen in die daselbst gemachte runde Löcher, woraus derselbe mit eisernen Löffeln geschöpffet, und hernach zum gelben Schwefel geläutert wird, worüber die Arbeiter grossen Gestanck ausstehen müssen, theils tropffet derselbe, am meisten aber zu Sommers-Zeit aus denen Seiten des Rostes, und wird dieserwegen Tropff- oder Trüpff-Schwefel genennet, welcher wie Eis-Zapffen aussiehet, und, wegen seiner Reinigkeit, in der Artznei, an Statt derer florum Sulphuris oder so genannten Schwefel-Bluhmen sicher kan gebrauchet werden.

Quelle:
Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz=Wald [...], Nordhausen 1899 [Nach der Ausgabe Nordhausen 1703], S. 180-181.
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