Zweite Scene.

[32] Vorige. Faust und Mephistopheles.


CHOR. Die Hexen umtanzen die Kommenden.

Frisch zum Tanze,

Rings im Kranze,

Hussasa laut!


Die Hexen umringen sie.


Willkommen, willkommen zu Saus und Braus,

Willkommen, willkommen zum lust'gen Schmaus!

MEPHISTOPHELES.

Sieh' uns nun an Ort und Stelle!


Auf seinen Wink ziehen sich die Hexen zurück.


FAUST.

Suchst du hier die Wunderquelle,

Wo der Unsinn ist zu Haus,

Lacht dich Narr und Kluger ans![32]

MEPHISTOPHELES.

Zweifle nicht an meinem Wort!

FAUST.

Wohl, so zeig' mir an den Ort!

MEPHISTOPHELES.

Eine Jungfrau, grau und kalt,

Dreimal dreißig Jahre alt,

Ohne Speis und Schlaf bewacht

Sie im tiefsten Erdenschacht!

FAUST.

Eine Quelle, wohlbedacht,

Die unwiderstehlich macht,

Hast du mir verheißen hier.

MEPHISTOPHELES.

Kosten sollst du bald von ihr.

Wie dem Eisen beim Magnet,

Geht es dann bei Weibern dir,

Keine, keine widersteht!

FAUST.

Laß das Wunder denn gelingen,

Eine Schale flugs mir bringen,

Mich gelüstet sehr nach ihr.

MEPHISTOPHELES.

Sycorax!

Hebe dich aus deiner Kluft!

SYCORAX aus der Tiefe.

Wer begehret mein? Wer ruft?

MEPHISTOPHELES.

Der Meister ruft!

Komm' an die Luft!

Sycorax!

Bring' in wohlgewasch'ner Schale

Einen Trunk zum lust'gen Mahle!

Sycorax!

Unterirdisches Geräusch, ein Fels hinten spaltet sich, man sieht in einer Höhle die Hexenküche.


Quelle:
Louis Spohr: Faust. Leipzig [o. J.], S. 32-33.
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