Zweite Scene

[4] Man hört von innen einen Riegel zurückschieben. Guttenberg tritt heraus. Vorige.


GUTTENBERG einfach, in schwarzer Seide, mit schwarzem Sammt verbrämt, gekleidet, mit Stutz- und Knebelbart und langem Haupthaar. Was soll's, Lorenz? – Ei, guten Tag, Meister Dünne. Er will ihm treuherzig die Hand schütteln, Jener zieht sie zurück. Ihr kommt wohl, mich zu mahnen? Habt noch eine kleine Geduld, es kann nicht lange mehr dauern, so kommt mein Geld aus Mainz. –

DÜNNE seinen Ingrimm unterdrückend, aber doch sehr gereizt. Verzeiht, Herr von Guttenberg, meine Geduld ist zu Ende, ich brauche das Meinige.[4]

GUTTENBERG. Ei, wie seid Ihr doch heute so barsch und drängt mich. – Gutmüthig und freundlich. Habt Nachsicht mit mir, guter Mann, Ihr wißt ja, ich bin ein ehrlicher Zahler, so fern ich kann! –

LORENZ herausplatzend. Lieber Herr, spart Eure freundlichen, redlichen Worte, es könnte Euch sonst gehen, wie im Sprichwort mit den Perlen! – Zahlt, wofern es nur möglich, die hundert Gulden, und werft dann den Ehrenfesten zum Fenster hinaus, denn besser gehört's ihm nicht! –

GUTTENBERG. Schäm' Dich, Lorenz, was sind das für Reden? Ziemen sie dem christlichen Diener eines ehrbaren Herrn? –

LORENZ. Der da hat Reden geführt über Euch, die Einem den Teufel ins Blut jagen, ist man auch noch so christlich getauft und lammsfromm wie ich!

GUTTENBERG sieht Dünne fragend an, der mit finsterem Gesichte da steht. Ist's wahr, Meister, habt Ihr so Uebles gesprochen über mich, der Euch seit Jahren so manches schöne Stück Geld zu verdienen gab? – Nun – warum solltet Ihr nicht? Ist doch die Welt voll Falschheit und Tücke. Fest. Ich habe kein Geld, nicht einen Heller, aber ich will doch bezahlen. – Er nimmt einen Schlüssel heraus, geht zum Schrein und öffnet. Aus diesem Schrein habt Ihr schon manches Geschmeide hinweggetragen, das seit Jahren und Tagen ein Stolz und Kleinod meiner Ahnen war! Er nimmt einen glänzenden Helm von Gold heraus. Da – nehmt das Letzte! Er betrachtet den Helm wehmüthig. Er war freilich einst der Schmuck eines ritterlichen Hauptes, mein Vater trug ihn auf dem Turnier zu Mainz. – Was da – im Haupt sitzt der rechte Schmuck; was drauf ist, sei's Krone oder Bettlerkappe, macht den Mann nicht um ein Haar besser oder schlechter, wenn's d'runter fehlt! – Kommt, Meister, laßt uns in Eure Werkstatt gehen, dort wandelt mir die Pickelhaube in einen Klumpen Goldes, und zahlt mir heraus, was mich trifft. Gutmüthig lächelnd. Denn ein Paar Gulden mehr für mein[5] Laboratorium, wird meines Altvordern Zier schon liefern. – Er nimmt einen Sammthut mit einer weißen Feder, der auf dem Tisch liegt, dann ein Tuch aus dem Schrein, worein er den Helm verhüllt. Kommt, Meister! Lorenz, hüte mir das Haus wohl, bis die Frau kommt. Beide nach dem Hintergrund.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Johannes Guttenberg. Berlin 21840, S. 4-6.
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