Siebente Scene

[14] Rieffe. Vorige.


GUTTENBERG ihm entgegen. Gott grüße Dich, Rieffe, was führt Dich so früh her?

RIEFFE schüttelt ihm die Hand, düster. Ich habe ein ernstes Wort mit Dir zu reden, Guttenberg.

GUTTENBERG. Herr Gott, ist der Tag bestimmt, mich zu quälen bis auf's Blut? Du siehst bleich und verstört, es liegt Dir etwas Uebles auf dem Herzen! Was ist's, heraus damit! Bin ich doch der geschlagenste Mensch, wenn ich meine Freunde leiden sehe! –

RIEFFE. Nun, dann wirst Du mir auch nicht zürnen, daß ich Dir mein Herz eröffne, und gerade heraussage, was mir fehlt!

GUTTENBERG. Da sei Gott für, daß ich einem Freunde gram sei, wenn er mir redliches Vertrauen zeigt! Ich fordere es sogar von Dir.

RIEFFE nach einem kurzen Kampf. Nun denn! Guttenberg – laß mich frei von unserm Vertrage, zahle mir mein Geld heraus, ich will Deine Kunst nicht lernen.

GUTTENBERG fährt zurück und schlägt die Hände zusammen. Rieffe!

RIEFFE. Laß selber ab von Deinem Wahn, wir wer den nie etwas erreichen! Schau zurück, Dein ganzes Vermögen verschlangen fruchtlose Versuche, was hast Du gewonnen? – Diese Kunst ist zu hoch für eines Menschen Geist, wir zersplittern Zeit und Geld nutzlos, und das Schlimmste ist – der blinde Aberglaube der Menschen! Sonst war ich ein geehrter Mann, jetzt wendet sich Alles von mir ab – um meiner Gemeinschaft willen mit Dir; man hält Dich – doch[14] was rede ich lange! Der Gram, der Aerger frißt mir am Leben, ich mag nicht mehr in meiner Vaterstadt bleiben! Flehend. Guttenberg – erbarme Dich meiner, laß mich los, gieb mir mein Geld heraus, damit ich die Heimath für immer verlassen kann!

GUTTENBERG stolz. Habe ich Dir Dein Geld abgelockt? hast Du Dich nicht in den Bund mit mir gedrängt? – Du kennst unsern Vertrag, vor fünf Jahren sollte keiner fragen dürfen um sein Kapital, und eines ist erst verflossen! – Kummervoll. O ihr schwachen armseligen Köpfe! Ihr wollt die Kunst, die göttliche, aufspüren in ihrer Werkstatt, und weil sie keusch und züchtig sich hüllt in tausend Schleier, weil sie nicht wie eine feile Dirne am Wege sitzt, mit gemalten Wangen und nackten Schultern, wendet ihr euch von ihr, und laßt ab im ernsten Forschen. Fahre hin – ich halte Dich nicht! – Da – Er nimmt eine Börse aus der Brust, öffnet und giebt ihm die Hälfte des Inhalts. Obgleich Du kein Recht hast, es zu fordern – nimm die Hälfte meiner Baarschaft, sie beträgt mehr als Deine hundert Gulden. Du weißt, daß die Werkstatt längst Dein Geld verschlang, dennoch theile ich mit Dir – zieh hin, und sei glücklich! –

RIEFFE gerührt. Guttenberg!

GUTTENBERG. Nimm, nimm – und laß uns scheiden, wir Beide taugen nicht mehr zusammen! –

RIEFFE nimmt das Geld. Guttenberg, Du bist ein edler Mensch! Möge doch Gott Dich erleuchten, daß Du umkehrst von der Dornenbahn, die Dich nur ein endloses Irrsal, nie aber zum Ziele führen wird! – Dies ist der heißeste Wunsch, mit dem ich von Dir scheide! Er fällt in seine Arme. Leb' wohl, ich danke Dir! Ab.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Johannes Guttenberg. Berlin 21840, S. 14-15.
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