Fünfte Scene

[55] Vorige. Adolph wo Denise kam.


ADOLPH unter der Thüre des Hauses, er trägt Trauer. Rose!

ROSE wendet sich, zwischen Schreck und Freude aufschreiend. Adolph! Du – Sie – Sie selbst! Zu sich kommend. O mein Gott! Flieht zu dem Nußbaum und sinkt auf die Bank. Mein Gott!

DENISE zwischen Weinen und Lachen. Ja, er selbst. Und wenn Du ihm jetzt nicht vergiebst, so verdienst Du solche Liebe nicht! Geht während Adolphs Rede nach dem Hintergrund.

ADOLPH näher kommend. Du wolltest mich nie wiedersehen oder in der Heimath. Rose, hast Du keinen Blick für mich? – Sieh mich an, ich bin hier, auf Dein Geheiß! Bin hier, ein neu geborener Mensch, den Du gerettet aus dem Strudel, der ihn zu verschlingen drohte – ein Mann der Alles abgestreift, was ihn Deiner reinen stolzen Seele unwürdig machte!

ROSE läßt langsam die Hände sinken, und wendet sich nach und nach, unwillkürlich hingerissen zu ihm.

ADOLPH. Die Welt mit all' ihren Reizen, der Ehrgeiz mit all seinen Lockungen, sie scheiterten an der Gewalt einer wahren Liebe, deren Macht ich zum erstenmal empfand. Ich wollte Dich vergessen – umsonst, Dein Bild stand zwischen mir und der glänzenden Welt die mich umgab. – Da glückte mir eine wichtige Mission für meinen Fürsten am russischen Hof – mit dieser Nachricht eilte ich zurück und mein Lohn – ist die Stelle, die ich lange vergebens erstrebte. – Ich bin frei, und selbstständig. Kniet an ihr nieder und umschlingt sie. Rose, Du hast mich weibliche Tugend achten, hast mich das Glück einer reinen Liebe kennen gelehrt; ich bin hier, Dich von Deinen Eltern zu erbitten und das Kleinod meines Lebens heimzuführen! Wirst Du jetzt an meine Liebe glauben?

ROSE mit tiefer Zärtlichkeit. An Ihre Liebe habe ich stets geglaubt Adolph, jetzt glaube ich auch an Ihren sittlichen Werth – an den Opfermuth Ihrer edlen Seele!

ADOLPH springt auf. Und forderst keine Trennung mehr?

ROSE an seinem Halse. Nein, nein, nein – keine Trennung mehr!

ADOLPH sie an sich pressend. O Rose! So bist Du endlich überwunden!

DENISE war zuweilen hinter den Bäumen sichtbar und tritt jetzt vor, in strahlender Freude. Gott sei Dank!


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Gesammelte dramatische Werke, Band 10, Leipzig 1863, S. 55.
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