Der verlohrne Grosche

[88] 1.

Gott! dein Göttlichs Bild wir tragen,

Du hast uns zur Münz geschlagen

Und dich selbst in uns geprägt.

Den Verstand must Weißheit füllen,

Heiligkeit ward in den Willen

Und in die Begierd gelegt.


2.

Ach! der Fürst der Höllenhütten

Hat an Korn die Münz beschnitten

Und den Schrot mit Rost verhüllt.

Dein Gepräg hat er geblendet.

Seine Sünden-Larve schändet

Diß dein schönes Ebenbild.


3.

Jesus zwar hat uns verneuet,

Durch sein Blut von Rost befreyet

Und ergänzt durch sein Verdienst.

Durch die Tauf, so neu gebahre,

Was in uns verlohren ware,

Du dein Bild uns wieder günnst.


4.

Aber ach! der Rost der Sünden

Will sich immer wieder finden

Und des Satans Ebenbild.

Warüm soll ich seyn der seine?

Ich bin, ich will bleiben deine,

Deine Münz, die vor dir gilt.


5.

Ach dein Geist dich in mich präge,

Frömmigkeit ins Herze lege

Und Verstand in den Verstand,

Daß ich deine Münz auf Erden

Gültig und gerecht mög werden,

Gäng und gäb im Himmels-Land.


6.

Schmelz mich üm durch Creutzes-hitze:

Thut es weh, doch ist es nütze.

Bässer hier als ewig dort.

Mach mich von den Schlacken reine,

Daß vor dir ich fein erscheine

Wie das Gold nach deinem Wort.


7.

Such mich, wann ich mich verfallen;

Laß das Liecht der Gnaden wallen,

Nimm den Besen auch zur Hand.

Dein Gesetze laß mich kehren,

Deines Reiches Freud zumehren.

Wol dem, den dein Suchen fand!


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 88.
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