39. Nächtliches Kriegsvolk auf dem Klingenstein.

[32] Mündlich.


Ober dem Dörflein Klingenstein ist die Ruine der alten Burg gleichen Namens. Der Pfad hinauf ist äußerst gefährlich und sehr gefürchtet. Dahinauf zieht nächtlicherweile von Zeit zu Zeit ein wilder Heerhaufen mit grausigem Toben, Rasseln und Lärm. Im Schloßhof hört man alsbald Wiehern der Pferde, weit in die Nacht hinaus, und Hufschlag. Jezt geht's an ein Turnieren und wildes Durcheinanderjagen. Wasserkufen werden hin und her geschleppt, und viele Brunnen fangen zu laufen an. Kieselsteine an die Tausende werden in die Höhe, an Fenster und Läden geschleudert, große Massen Sand in die Luft geworfen. Wer sich erfrechen wollte, hinaus zu schauen, dem ginge es übel. Nach Mitternacht sezt sich der Zug wieder, so wie er gekommen, durch die verschlossenen Thore in Bewegung. Morgens ist Alles still; kein Brunnen, kein Kieselstein, keine Sandhaufen weit und breit. Ihre Sprache ist eine alte, jezt nicht mehr verständliche20.

20

Ueber die alterthümliche Sprache der Ritter vgl. oben Nr. 2. S. 3.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 32.
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