40. Muodersheer bei Huldstetten.

[32] Von Attenhöfen.


Dies ist ein gefürchteter Zug von »Aũgleĩşer«, welcher bei Nacht, ganz besonders gern an Kreuzwegen, einen Schuh hoch vom Boden dahinfährt. Man hört ein gräßliches Schreien, Bellen, Wagenrasseln.

Einst ging ein Mann von Geisingen nach Huldstetten. Als der Mann über den Kreuzweg kam, sauste das Muodersheer daher; von ferne glich es einem feurigen Wagen. Der Mann warf sich alsbald zur Erde und umklammerte das nebenstehende Feldkreuz; da that es ihm nichts und fuhr über seinen Rücken weg. In diesem Augenblick soll man die Augen ja nicht öffnen, weil man sonst erblindet. Ist kein Kreuz in der Nähe, so soll man sich der Länge nach bäuchlings auf die Erde werfen, Arme und Beine kreuzweis übereinander schlagen, dann kommt man mit dem bloßen Schrecken davon. Wer stehen bleibt, wird mit fortgerissen. Dem Zuge reitet ein Mann auf einem Schimmel, schlechtweg, »der Schimmelreiter« genannt, voraus; dieser bläst auf einem Horn und schreit beständig: »uss Wëeg, uss Wëeg, dass Nẽemed b.schädiget wëed!« Diesen Schimmelreiter hat man auch schon bei Tag aus einem Wäldchen am Bussen heraus und hinein reiten sehen.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 32-33.
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