100. Das Weihholz.

[78] Vor dem Gottesdienste am Charsamstage wird zuerst das Feuer vom Ortsgeistlichen geweiht. Der Meßner macht nun auf dem freien Platze vor der Kirche ein Feuer aus Hobelspänen und größerem Holze an. Wenn nun das lustig brennt, so beginnt die Weihung desselben. Ist dies geschehen, so drängen sich die Schulbuben mit ihren Weihhölzern herzu und stecken sie in's Feuer. Je verbrannter und schwärzer dieselben sind, desto besser. Die kleinern Buben können den ersten Andrang nicht mitmachen, sie müssen warten, bis die größern weg sind. Dann stecken sie auch ihre Hölzer in das[79] noch glimmende Feuer und schwärzen mit Kohlen ihr Weihholz. Ein solches ist vier bis sechs Fuß lang und stets aus drei verschiedenen Holzarten gebildet. Man legt sie während eines Gewitters auf das Feuer, um dadurch Blitz und Hagelschlag von Haus und Feld abzuhalten. – Vor dem Erscheinen der neuen Kirchenordnung fand besagte Weihe etc. auf beschriebene Weise in Oberbettringen statt; ob jezt noch, weiß ich nicht.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 78-80.
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