409. Gewitterläuten in Konstanz.

[443] Es wurde bei der Entstehung eines Gewitters in allen Pfarrkirchen in der Stadt und auf dem Lande mit mehreren Glocken geläutet. Da nun die Glocken geweiht waren, so hatten Vile den Glauben, daß das Läuten derselben das Gewitter unschädlich mache. Manche Leute gingen in ihrem Eifer so weit, daß sie dem Messner hiebei Hülfe leisteten und alle Kräfte anwendeten, um die Glocken recht stark in Schwung zu bringen. Obgleich mehrere Menschen bei diesem Läuten vom Blitze erschlagen wurden, so hielt diß Andere doch nicht ab, es wieder zu tun. Die Kinder läuteten mit kleinen, zu Maria Loretto in Steiermark oder zu Einsiedeln geweihten Metall-oder Bleiglöckchen, auf denen sich Heiligenbilder befanden. Auch wurden geweihte Wachskerzen angezündet.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 443.
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