Zehnte Geschichte

[830] Der Markgraf von Saluzzo wird durch die Bitten seiner Leute genötigt, eine Frau zu nehmen. Um sie aber nach seinem Sinne zu haben, wählt er die Tochter eines Bauern und zeugt mit ihr zwei Kinder. Er macht sie glauben, daß er diese getötet habe, und sagt ihr dann, er sei ihrer überdrüssig und habe eine andere geheiratet. Zum Schein läßt er seine eigene Tochter nach Hause zurückkehren, als wäre diese seine Gemahlin, und verjagt jene im bloßen Hemde. Da er sie bei dem allem geduldig findet, nimmt er sie zärtlicher denn je wieder in sein Haus, zeigt ihr ihre erwachsenen Kinder, ehrt sie und läßt sie als Markgräfin ehren.


Als die lange Geschichte des Königs, die dem Anschein nach allen gefallen hatte, zu Ende war, sprach Dioneo lächelnd: »Der gute Mann, der vorgehabt hat, in der kommenden Nacht den gehobenen Schweif des Gespenstes zu demütigen, hätte wohl keine zwei Heller für all das Lob gegeben, das ihr Herrn[830] Torello spendet.« Dann aber, da ihm bewußt war, daß nur er noch zu erzählen hatte, begann er:

Meine gefälligen Damen, wie es mir scheint, hat der heutige Tag nur Königen, Sultanen und dergleichen Leuten gehört. Um mich also nicht allzu weit von euch zu entfernen, will ich euch von einem Markgrafen erzählen; doch nicht eine großmütige Hand lung, sondern eine törichte Roheit, wiewohl sie am Ende ihm zum Guten ausschlug. Indes rate ich niemandem, ihm darin zu folgen; denn wahrlich, es ist sehr zu bedauern, daß ihm Gutes daraus erwuchs.

Schon lange ist es her, daß unter den Markgrafen von Saluzzo das Haupt des Hauses ein junger Mann war, der Gualtieri hieß und unbeweibt und kinderlos seine Zeit mit nichts anderem verbrachte als mit der Jagd und dem Vogelstellen und nicht daran dachte, eine Frau zu nehmen und Kinder zu haben, weshalb er für sehr weise zu halten war. Seinen Leuten gefiel dies jedoch keineswegs, und öfters baten sie ihn, sich zu vermählen, damit nicht er ohne Erben und sie ohne Herrn blieben. Auch erboten sie sich, ihm eine Gemahlin zu suchen, von solchen Eigenschaften und von solchen Eltern stammend, daß man Gutes von ihr erhoffen könnte, ihrem Gemahl aber durch sie nur Freude erwüchse.

Doch Gualtieri erwiderte ihnen: »Meine Freunde, ihr nötigt mich, zu tun, was niemals zu tun ich fest entschlossen war, indem ich erwog, wie schwer es sei, ein Weib zu finden, das mit den Gewohnheiten des Gatten wohl übereinkommt, welch ein Überfluß am Gegenteil vorhanden sei und welch trauriges Leben der führe, der auf eine Gattin trifft, die nicht zu ihm paßt. Zu sagen, daß ihr euch getraut, an den Sitten der Väter und Mütter die Töchter zu erkennen, und daraufhin zu glauben, daß ihr mir eine aussuchen könntet, die mir sicher gefallen werde, ist eine Torheit. Ich wenigstens weiß nicht, wie ihr die Väter erkennen und die Geheimnisse der Mütter entdecken wollt, und selbst wenn ihr es vermöchtet, wie oft sind die Töchter den Vätern und Müttern unähnlich! Weil ihr mich aber einmal in diese Ketten schmieden wollt, so will ich es zufrieden sein. Damit ich mich jedoch, wenn es übel ausschlagen sollte, über niemand anders als über mich selbst zu beklagen[831] habe, so will ich selbst der Finder sein. Zugleich aber versichere ich euch, wenn die, welche ich wählen werde, sei sie auch, wer sie wolle, von euch nicht als eure Herrin geehrt wird, dann sollt ihr zu eurem großen Schaden erfahren, wie schwer es mir fällt, mich gegen meinen Wunsch zu vermählen.« Die wackeren Männer erwiderten, daß sie damit zufrieden seien, wenn er sich nur entschließen wolle, eine Gemahlin zu nehmen.

Schon lange hatte Herr Gualtieri Wohlgefallen an einem armen Mädchen gefunden, das in einem Dorfe nahe bei seinem gewöhnlichen Aufenthaltsort wohnte, und da er sie auch schön fand, glaubte er, daß er mit ihr ein recht zufriedenes Leben werde führen können. Ohne daher weiter zu suchen, beschloß er, diese zu ehelichen. Er ließ sich den Vater rufen und wurde mit diesem, der ein ganz armer Mann war, einig, sie zur Frau zu nehmen. Alsdann ließ Gualtieri alle seine Freunde aus der Umgegend zusammenrufen und sprach zu ihnen: »Meine Freunde, es hat euch gefallen und ist noch immer euer Wunsch, daß ich mich entschließe, eine Frau zu nehmen. Nun bin ich dazu entschlossen, mehr um euch gefällig zu sein, als weil ich nach einer Frau verlangte. Ihr wißt, was ihr mir versprochen habt, daß ihr nämlich, wen ich auch zur Frau nehmen möchte, zufrieden sein und sie als Herrin ehren wollt. Nun ist die Zeit gekommen, wo ich im Begriff stehe, mein Versprechen zu halten, aber auch verlange, daß ihr das eurige haltet. Ich habe eine Jungfrau nach meinem Herzen nahe von hier gefunden, die ich zur Gattin zu nehmen und daher in wenigen Tagen in mein Haus zu führen gedenke. Tragt daher Sorge, wie das Hochzeitsfest glänzend zu veranstalten und die Braut ehrenvoll zu empfangen sei, damit ich mit eurem Worthalten mich ebenso zufrieden erklären könne, wie ihr Grund haben sollt, mit dem meinigen zufrieden zu sein.«

Die guten Männer erwiderten voller Freude, das sei ihnen genehm und sie sähen die Erwählte, möchte sie auch sein, wer sie wolle, für ihre Herrin an und ehrten sie in allen Stücken als Herrin. Hierauf rüsteten sie sich alle, das Fest schön, groß und fröhlich zu machen, und dasselbe tat Gualtieri. Er ließ die Hochzeit auf das prächtigste und schönste vorbereiten und viele seiner Freunde und Verwandten und vornehme Edelleute und[832] andere Nachbarn dazu einladen. Ferner ließ er eine Menge schöner und reicher Kleider nach dem Maße eines Mädchens zuschneiden, das ihm von der gleichen Gestalt zu sein schien wie die Jungfrau, die zu heiraten er beschlossen hatte. Auch besorgte er Gürtel und Ringe und einen reichen und schönen Brautkranz samt alledem, was einer Neuvermählten sonst noch gebührt.

Als nun der Tag gekommen war, den er zur Hochzeit bestimmt hatte, stieg Gualtieri in der zweiten Morgenstunde zu Pferde und mit ihm alle die, welche ihn zu ehren gekommen waren, und nachdem er alles Nötige angeordnet hatte, sprach er: »Ihr Herren, nun ist es Zeit, die Braut zu holen.« Darauf machte er sich mit seiner ganzen Begleitung auf den Weg, und als sie das Vaterhaus des Mädchens erreicht hatten, fanden sie diese in großer Eile mit Wasser vom Brunnen zurückkehren, weil sie dann mit anderen Frauen ausgehen wollte, um die Braut des Herrn Gualtieri kommen zu sehen. Als Gualtieri sie erblickte, rief er sie bei ihrem Namen, nämlich Griselda, und fragte sie, wo ihr Vater sei. Verschämt antwortete sie ihm: »Mein Gebieter, er ist im Hause.«

Nun stieg Gualtieri vom Pferde, befahl jedermann, ihn zu erwarten, trat allein in die ärmliche Hütte, wo er ihren Vater fand, der Giannucole hieß, und sagte zu ihm: »Ich bin gekommen, um die Griselda zu freien. Zuvor will ich jedoch in deiner Gegenwart sie über etwas fragen.« Und nun fragte er sie, ob sie, wenn er sie zur Frau nähme, immerdar bestrebt wäre, ihm zu Gefallen zu leben und sich über nichts, was er auch sagen und tun möchte, zu erzürnen, ob sie gehorsam wäre und viele ähnliche Dinge, welche sie sämtlich mit Ja beantwortete. Hierauf nahm Gualtieri sie bei der Hand, führte sie hinaus, ließ sie in Gegenwart seiner ganzen Begleitung und aller übrigen Personen sich nackt auskleiden und ihr dann die Kleider anlegen, die er für sie hatte machen lassen und die auf seinen Befehl herbeigebracht worden waren, ließ sie beschuhen und auf ihr Haar, so verworren es auch war, einen Kranz setzen. Dann aber sprach er, während sich noch alle über dieses Verfahren wunderten: »Ihr Herren, diese ist es, die nach meiner Absicht meine Frau werden soll, wofern sie mich zu ihrem[833] Manne will.« Dann wandte er sich zu ihr, die zweifelnd und sich schämend dastand, und sagte: »Griselda, willst du mich zu deinem Manne?« Sie aber antwortete: »Ja, mein Gebieter.« »Und ich«, sprach er, »will dich zu meiner Frau.« Und so verlobte er sich mit ihr in aller Gegenwart. Dann hieß er sie ein Roß besteigen und führte sie ehrenvoll begleitet nach seinem Hause.

Hier war die Hochzeit groß und prächtig und die Festlichkeiten nicht anders, als wenn er die Tochter des Königs von Frankreich heimgeführt hätte. Die Braut aber schien mit den Kleidern auch Gesinnung und Sitten gewechselt zu haben. Sie war, wie wir schon sagten, schön von Antlitz und Gestalt, und so schön sie war, so anmutig, gefällig und gesittet wurde sie nun, so daß man nicht mehr geglaubt hätte, sie sei die Tochter des Giannucole und eine Schafhirtin gewesen, sondern das Kind eines adeligen Herrn, wodurch sie denn einen jeden in Erstaunen versetzte, der sie vorher gekannt hatte.

Dabei war sie ihrem Manne so gehorsam und so dienstbeflissen gegen ihn, daß er sich für den glücklichsten und zufriedensten Menschen auf der Welt hielt; gegen die Untertanen ihres Gemahls aber war sie so freundlich und wohlwollend, daß keiner darunter war, der sie nicht mehr als sich selbst geliebt und ihr mit Freuden Ehrfurcht bewiesen hätte. Alle beteten für ihr Wohl, ihr Glück und ihre Erhebung, und diejenigen, welche sonst häufig gesagt hatten, Gualtieri habe unverständig gehandelt, sie zur Frau zu nehmen, beteuerten nun, er sei der verständigste und scharfsinnigste Mann auf der Welt gewesen, weil kein anderer als er vermocht hätte, ihre hohe Tugend, versteckt unter ärmlichen Lumpen und bäuerischer Kleidung, zu erkennen. Und kurz, nicht nur in ihrer Markgrafschaft, sondern überall wurde, ehe eine lange Zeit verstrichen war, von ihrer Tugend und ihren guten Werken rühmend gesprochen, und alles, was man viel leicht gegen ihren Gemahl gesagt haben mochte, als er sie zur Braut erwählte, verwandelte sich in das Gegenteil.

Nicht lange war sie mit Gualtieri vermählt, als sie guter Hoffnung ward und zur gebührenden Zeit eine Tochter gebar, über welche Gualtieri die größte Freude hatte. Bald darauf[834] verfiel er jedoch auf den seltsamen Gedanken, durch langwierige Erfahrung und fast unerträgliche Proben ihre Geduld prüfen zu wollen. Zuerst fing er an, sie durch Worte zu kränken, indem er unwillig tat und sagte, seine Untertanen seien um ihrer niederen Geburt willen sehr unzufrieden mit ihr, am unzufriedensten aber, seit sie sähen, daß Griselda ihm Kinder bringe, wie sie denn über die Tochter, welche sie geboren, voller Mißvergnügen unablässig murrten.

Als die Frau diese Worte vernahm, sprach sie, ohne den Ausdruck ihrer Züge oder ihre guten Vorsätze im mindesten zu ändern: »Mein Gebieter, tue mit mir, was deinem Glauben nach deiner Ehre und Ruhe am förderlichsten ist. Ich werde mit allem zufrieden sein, da ich erkenne, wieviel geringer ich bin als jene und wie wenig ich der Ehre würdig war, zu der du mich durch deine Güte erhoben hast.« Diese Antwort war dem Gualtieri sehr angenehm, da sie ihm zeigte, daß die Ehre, welche er oder andere ihr erwiesen, auch nicht den kleinsten Stolz in ihr erweckt hatte.

Kurze Zeit darauf schickte er jedoch, nachdem er mit ganz allgemeinen Worten seiner Frau mitgeteilt hatte, seine Untertanen wollten die von ihr geborene Tochter nicht dulden, einen insgeheim unterwiesenen Diener zu ihr, der mit gar betrübten Gebärden zu ihr sagte: »Madonna, wenn ich nicht sterben will, muß ich tun, was mein Herr mir geboten hat. Er hat mir befohlen, diese Eure Tochter zu nehmen und sie ...« und mehr sagte er nicht. Als die Dame diese Worte vernahm, das Antlitz des Dieners sah und zugleich sich der Worte ihres Gemahls erinnerte, erriet sie, daß jenem befohlen sei, ihr Kind zu töten. Rasch nahm sie es daher aus der Wiege, küßte und segnete es, und so groß auch der Schmerz war, den sie im Herzen fühlte, so legte sie dennoch, ohne die Miene zu verändern, dem Diener das Kind in den Arm und sprach: »Nimm sie hin und tue alles, was dein und mein Herr dir geboten hat. Nur dafür trage Sorge, wenn er dir nicht ausdrücklich das Gegenteil befohlen hat, daß nicht Tiere oder Raubvögel sie verschlingen.« Der Diener nahm das Kind, und als er Herrn Gualtieri berichtete, was seine Gattin gesagt hatte, staunte dieser über ihre Standhaftigkeit und schickte den Diener mit der Kleinen nach[835] Bologna zu einer Dame seiner Verwandtschaft, welche er bat, sie sorgfältig zu erziehen und auszubilden, ohne ihr jedoch je zu entdecken, wessen Tochter sie sei.

Nach einiger Zeit geschah es, daß die Frau von neuem schwanger wurde und zur rechten Zeit ein Söhnlein gebar, was Herrn Gualtieri sehr erwünscht war. Da ihm aber, was er getan hatte, immer noch nicht genug dünkte, sprach er eines Tages, um sie mit noch größerem Schmerz zu verwunden, zornigen Angesichts zu ihr: »Frau, seitdem du diesen Knaben geboren hast, weiß ich mit meinen Leuten auf keine Art mehr auszukommen, so bitter beschweren sie sich darüber, daß ein Enkel des Giannucole nach mir über sie regieren solle. Daher fürchte ich, wenn ich nicht vertrieben werden will, gezwungen zu sein, wieder ähnlich zu handeln wie früher, und schließlich werde ich noch dich wegschicken und eine andere Frau nehmen müssen.«

Die Dame hörte ihn mit geduldigem Mute an und antwortete nur: »Mein Gebieter, sorge nur, deine Ruhe zu gewinnen und deinem Wunsche zu genügen. Meinetwegen aber mache dir keinerlei Gedanken, denn alles ist mir lieb, wenn ich sehe, daß es dir gefällt.« Wenige Tage darauf sandte Gualtieri in derselben Art, wie er nach der Tochter verlangt hatte, nach dem Sohn, und auf die gleiche Weise machte er sie glauben, daß er ihn getötet habe, während er ihn, wie die Tochter, heimlich nach Bologna schickte, um ihn dort aufziehen zu lassen. Auch bei diesem Anlaß verriet die Frau weder in Worten noch in Gebärden mehr von ihrem Schmerz, als sie bei ihrer Tochter getan hatte, worüber Gualtieri sehr erstaunte und bei sich selbst beteuerte, kein anderes Weib vermöge Gleiches zu leisten. Hätte er nicht gesehen, wie zärtlich sie gegen ihre Kinder gewesen war, solange ihm dies gefiel, so hätte er geglaubt, sie handele so, weil sie sich nichts aus ihnen mache, während er jetzt in ihrem Benehmen ihre Weisheit erkannte.

Seine Untertanen glaubten, er habe die Kinder wirklich töten lassen, und tadelten ihn deshalb bitter. Wenn sie ihn aber für einen grausamen Mann hielten, so hatten sie mit der Frau das größte Mitleid. Diese jedoch erwiderte den Frauen, die vor ihr über ihre so getöteten Kinder wehklagten, immer nur: sie sei[836] mit allem zufrieden, was dem gefalle, der die Kinder gezeugt habe.

Manche Jahre waren seit der Geburt der Tochter verstrichen, als es Herrn Gualtieri an der Zeit schien, die Geduld seiner Gattin einer letzten Probe zu unterwerfen. Er äußerte daher vor vielen der Seinigen, daß er es auf keine Weise mehr ertragen könne, die Griselda zur Frau zu haben und jetzt wohl einsehe, wie übel und jugendlich unbedacht er gehandelt habe, als er sie genommen. Daher wolle er nach Kräften versuchen, beim Papst eine Dispens zu erwirken, um eine andere Gattin wählen und Griselda verlassen zu können. Von gar vielen wackeren Männern wurde er deshalb hart getadelt; allein er antwortete ihnen nur, daß es einmal so sein müsse. Als die Frau diese Nachrichten vernahm, machte sie sich darauf gefaßt, in ihr väterliches Haus zurückkehren und vielleicht, wie sie einst getan, die Schafe hüten zu müssen, dabei aber eine andere den besitzen zu sehen, den sie von ganzer Seele liebte. Wie sehr sie sich aber auch innerlich darüber betrübte, so schickte sie sich doch an, so wie sie die anderen Kränkungen des Schicksals ertragen hatte, nun auch diese mit fester Stirne zu bestehen.

Nicht lange darauf ließ Herr Gualtieri sich erdichtete Briefe einhändigen, als wären sie von Rom gekommen, und machte seine Untertanen glauben, der Papst habe ihm durch diese Dispens erteilt, daß er eine andere Frau nehmen und Griselda verstoßen könne. Deshalb ließ er denn diese vor sich kommen und sprach in Gegenwart vieler zu ihr: »Frau, durch die Erlaubnis des Papstes kann ich mir eine andere Gemahlin nehmen und dich verlassen, und weil meine Vorfahren Herren von hohem Adel und Gebieter dieses Landes gewesen sind, während die deinen nur Bauern waren, so will ich, daß du nicht länger meine Gattin seiest, sondern mit der Mitgift, die du mir zugebracht hast, nach Giannucoles Haus zurückkehrst. Ich aber werde eine andere heimführen, die ich als zu mir passend gefunden habe.«

Als die Frau diese Worte vernahm, hielt sie nicht ohne große, die weibliche Natur übersteigende Kraft und Anstrengung ihre Tränen zurück und erwiderte: »Mein Gebieter, ich habe immer erkannt, daß meine geringe Geburt sich zu Euerem Adel in[837] keiner Weise fügen will, und was ich im Verhältnis zu Euch gewesen bin, das habe ich immer als Eure und Gottes Gabe betrachtet, niemals aber für ein Geschenk angesehen und mir zugeeignet, sondern es stets nur als geliehen betrachtet. Es gefällt Euch nun, es zurückzufordern, und mir muß es gefallen und gefällt es, Euch dasselbe zurückzugeben. Hier ist Euer Ring, mit dem Ihr mich gefreit; nehmt ihn zurück. Ihr befehlt mir, daß ich die Mitgift mit mir nehme, die ich Euch zugebracht. Dazu werdet Ihr weder eines Zahlmeisters noch einer Börse oder eines Saumrosses bedürfen; denn es ist mir nicht entfallen, daß Ihr mich nackt erhalten habt. Und wenn es Euch geziemend dünkt, daß dieser Leib, in dem ich von Euch erzeugte Kinder getragen habe, von jedermann gesehen werde, so will ich nackend wieder fortgehen. Doch bitte ich Euch zum Lohn für meine Jungfräulichkeit, die ich Euch zubrachte und die ich nicht mit hinwegnehme, daß es Euch gefalle, mir wenigstens ein einziges Hemd über meine Mitgift hinaus zu gönnen.«

Gualtieri, dem der Sinn mehr nach dem Weinen stand als nach sonst etwas, beharrte in strenger Gebärde und sprach: »So nimm denn ein Hemd mit.«

Alle, die umherstanden, baten ihn, daß er ihr wenigstens ein Kleid schenken möge, damit man diejenige, die dreizehn Jahre und länger seine Gemahlin gewesen, nicht so armselig und schmählich aus dem Hause scheiden sehe, wie es wäre, wenn sie im Hemd ginge. Allein die Bitten waren umsonst, und so verließ die edle Frau im Hemde, barfuß und barhäuptig, nachdem sie alle Gott empfohlen hatte, sein Haus und kehrte unter den Tränen aller, die sie sahen, zu ihrem Vater zurück. Giannucole aber, der es nie hatte glauben wollen, daß Gualtieri in Wahrheit seine Tochter als Frau behalten wolle, und der diesem Fall täglich entgegensah, hatte ihre alten Kleider aufgehoben, wie sie an dem Morgen, da Gualtieri sich mit ihr verlobte, sie abgelegt hatte. Diese brachte er ihr, und sie legte sie wieder an, übernahm aufs neue die kleinen Dienstleistungen im väterlichen Hause, die sie einst zu tun gewohnt war, und ertrug den furchtbaren Schlag des feindlichen Geschicks mit starker Seele.

Nachdem Gualtieri so getan hatte, gab er seinen Leuten gegenüber[838] vor, er habe die Tochter eines Grafen von Panago zur Braut erwählt, und schickte, während er großartige Vorbereitungen zur Hochzeit traf, nach Griselda, daß sie zu ihm komme. Als sie kam, sprach er zu ihr: »Ich stehe im Begriff, die Braut heimzuführen, die ich neuerdings erwählt habe, und gedenke sie bei ihrer Ankunft zu ehren. Nun weißt du, daß ich im Hause keine Frauen habe, welche die Zimmer auszuschmücken und vieles andere so zu besorgen verständen, wie es sich für ein solches Fest ziemt. Du kennst diese häuslichen Angelegenheiten besser als sonstwer. Bringe du also alles in Ordnung, was hier nötig ist, und lasse die Damen dazu einladen, die du meinst, und empfange sie dann, als wärest du die Frau vom Hause. Nachher, wenn die Hochzeit vorüber ist, kannst du dann wieder heimgehen.«

Wiewohl jedes dieser Worte ein Messerstich für Griseldas Herz war, da sie der Liebe, die sie für ihn hegte, nicht ebenso wie dem Glücke hatte entsagen können, so antwortete sie doch: »Mein Gebieter, ich bin willig und bereit.« Und so kehrte sie mit ihren Kleidern von grobem Romagna-Tuch in dasselbe Haus zurück, das sie kurz zuvor im Hemde verlassen hatte, fing an, die Gemächer auszukehren und in Ordnung zu bringen, die Wandteppiche aufzuhängen, über die Bänke in den Sälen Decken auszubreiten, die Küche zu bestellen und nicht anders an alles Hand zu legen, als wäre sie eine geringe Magd des Hauses. Auch gönnte sie sich nicht eher Ruhe, als bis sie alles so besorgt und ausgerichtet hatte, wie es sich geziemte. Nachdem sie darauf in Gualtieris Namen alle Damen der Umgegend hatte einladen lassen, erwartete sie das Fest. Als der Hochzeitstag gekommen war, empfing sie, wie ärmliche Kleider sie auch trug, doch mit dem Mute und Anstand einer Edelfrau und mit heiterem Gesichte alle Damen, die zur Hochzeit herbeikamen.

Gualtieri, dessen Kinder in Bologna sorgfältig von seiner Verwandten erzogen worden, die in das Haus der Grafen von Panago vermählt war, hatte inzwischen, als die Tochter zwölf Jahre alt und das schönste Geschöpf war, das man je gesehen hatte, der Sohn aber sechs Jahre zählte, nach Bologna geschickt und seinen Verwandten gebeten, daß es ihm gefalle, mit eben[839] dieser Tochter und dem Söhnlein nach Saluzzo zu kommen. Auch hatte er ihn ersucht, für eine schöne und ehrenvolle Begleitung Sorge zu tragen und jedermann zu sagen, daß er die Jungfrau dem Gualtieri als Gemahlin zuführe, ohne irgendwen erraten zu lassen, wer sie sei.

Der edle Mann hatte gehandelt, wie der Markgraf ihn gebeten, und gelangte, nachdem er sich auf den Weg gemacht, in einigen Tagen mit der Jungfrau, ihrem Bruder und einem stattlichen Gefolge um die Stunde des Imbisses nach Saluzzo, wo er alle Einheimischen und viele Nachbarn aus der Umgegend versammelt fand, um Gualtieris neue Gemahlin zu erwarten. Als diese von den Damen empfangen worden und in den Saal gelangt war, wo die Tische gedeckt waren, trat Griselda, so wie sie war, ihr freudig entgegen und sprach: »Willkommen sei meine Gebieterin.«

Die Damen, welche Gualtieri vielfach, aber umsonst gebeten hatten, daß er entweder Griselda in ihrer Kammer bleiben lassen oder ihr eines von den Kleidern leihen möchte, welche einst die ihrigen gewesen waren, damit sie nicht in solchem Gewand vor seinen fremden Gästen erschiene, wurden nun zu den Tischen geführt, und man fing an, sie zu bedienen. Von jedermann wurde die Jungfrau betrachtet, und alle Welt sagte, daß Gualtieri einen guten Tausch gemacht habe. Vor allem aber lobte Griselda sowohl sie als auch ihren kleinen Bruder.

Gualtieri schien es nun, als habe er von der Geduld seiner Gattin so viele Proben gesehen, wie er nur irgend wünschte. Da er wahrnahm, daß der Wechsel der Dinge sie nicht im mindesten verändere, obwohl er gewiß war, daß dies nicht aus geistiger Beschränktheit geschehe, denn er hatte sie als äußerst klug erkannt, glaubte er, daß es nun an der Zeit sei, sie von den bitteren Gefühlen zu erlösen, welche sie, wie er wohl erriet, unter ihrem unveränderten Antlitz verborgen hielt. Deshalb ließ er sie in Gegenwart aller zu sich rufen und sprach lächelnd: »Nun, was hältst du von unserer neuen Gemahlin?«

»Mein Gebieter«, antwortete Griselda, »ich halte viel Gutes von ihr, und ist sie so verständig, wie sie schön ist, was ich glaube, so zweifle ich durchaus nicht, daß Ihr als der zufriedenste Herr von der Welt mit ihr leben werdet. Doch ich[840] beschwöre Euch, soviel ich vermag, erspart ihrem Herzen die Stiche, welche die andere, die einst Euer war, von Euch erhielt. Denn ich glaube kaum, daß sie dieselben zu ertragen vermöchte, teils weil sie jünger ist, teils weil sie in einem bequemen Leben aufgewachsen ist, während jene von klein auf in beständigen Mühen gelebt hatte.«

Als Gualtieri sah, daß sie fest daran glaubte, jene solle seine Gattin werden, und dessenungeachtet in allen Stücken nur gut von ihr sprach, befahl er ihr, sich neben ihn zu setzen und sprach: »Griselda, es ist endlich Zeit, daß du die Frucht deiner langen Geduld genießest und diejenigen, die mich für grausam, ungerecht und vernunftlos erachtet haben, nun erkennen, daß ich alles, was ich auch unternahm, nur für einen vorausbestimmten Zweck tat, nämlich dich zu lehren, Frau zu sein, sie aber, eine solche zu wählen und zu behandeln, und mir selbst, solange ich mit dir zu leben hätte, beständige Ruhe zu bereiten. Als ich mich entschloß, eine Frau zu nehmen, hatte ich große Furcht, daß mir dies nicht gelänge, und dies war der Grund, weshalb ich, um dich zu prüfen, dich in so vielfacher Art, wie du weißt, gekränkt und verletzt habe. Weil ich aber niemals gesehen habe, daß du in Worten oder Taten dich von meinen Wünschen entfernt hättest, und weil ich überzeugt bin, daß ich durch dich das Glück erreichen kann, das ich begehrte, so gedenke ich dir auf einmal all das wiederzugeben, was ich dir einzeln zu vielen Malen raubte, und durch die höchsten Freuden die Wunden zu heilen, die ich dir zufügte. So empfange denn freudigen Herzens diese, die du für meine Braut hieltest, und ihren Bruder als deine und meine Kinder. Sie sind dieselben, welche du und viele andere seit langen Jahren grausam von mir ermordet wähnten, und ich bin dein Gemahl, der dich über alles liebt und glaubt, sich rühmen zu können, daß kein anderer lebt, der soviel Ursache hat, sich seiner Gattin zu freuen.«

Nach diesen Worten umarmte und küßte er sie, und während sie vor Freuden weinte, stand er mit ihr vom Tische auf und ging dorthin, wo die Tochter saß, ganz erstaunt über alles, was sie hörte. Zärtlich umarmten beide sowohl sie als auch ihren Bruder und klärten sie und alle andern, die anwesend[841] waren, über die Täuschung auf. Fröhlich erhoben sich die Damen von den Tischen und traten mit Griselda in ein Gemach, wo sie sie mit besserer Hoffnung entkleideten und ihr eines ihrer eigenen reichen Gewänder anlegten. Dann aber führten sie Griselda als die Edelfrau, als welche sie selbst in Lumpen erschienen war, in den Saal zurück. Hier freute sie sich ihrer Kinder unaussprechlich. Jeder andere war froh über dieses Ereignis, und Freude und Festlichkeit verdoppelten sich und währten noch mehrere Tage lang. Den Gualtieri aber hielt man von nun an für einen weisen Mann, wiewohl man die Proben, denen er seine Gattin unterworfen, für hart und unerträglich hielt. Vor allen aber ward Griselda für verständig gehalten.

Der Graf von Panago kehrte nach einigen Tagen heim nach Bologna, und Gualtieri nahm nun den Giannucole von seiner Arbeit hinweg und richtete ihn ein, wie es seinem Schwiegervater geziemte, so daß er geehrt und mit großer Freude lebte und sein Alter bei ihm beschloß. Später vermählte Gualtieri seine Tochter an einen Mann von hohem Stande und lebte lange und glücklich mit Griselda, die er stets in hohen Ehren hielt.

Was sollen wir hier nun anders sagen, als daß auch in die Hütten der Armen göttliche Genien vom Himmel niedersteigen, wie es in den Häusern der Könige solche gibt, die würdiger wären, Schweine zu hüten, als über Menschen zu herrschen? Wer außer Griselda hätte nicht nur mit trockenem, sondern auch mit heiterem Auge die rauhen, bis dahin unerhörten Proben zu bestehen vermocht, welchen Gualtieri sie unterwarf? Diesem aber wäre es vielleicht ein wohlverdienter Lohn gewesen, wenn er auf eine gestoßen wäre, die sich, als er sie im Hemd aus dem Hause jagte, von einem andern ihr Pelzlein so hätte schütteln lassen, daß ihr ein schönes Kleid daraus erstanden wäre!


Die Erzählung des Dioneo war zu Ende, und viel hatten die Damen darüber gesprochen, hin und her, und die eine tadelte dies, während die andere damit Zusammenhängendes lobte. Da erhob der König den Blick zum Himmel, und wie er sah, daß[842] die Sonne schon zur Abendstunde niedersank, begann er, ohne sich von seinem Sitz zu erheben, also:

»Wie ich glaube, wißt ihr, reizende Damen, daß die Weisheit der Sterblichen nicht allein darin besteht, sich des Vergangenen zu erinnern oder das Gegenwärtige zu erkennen, sondern, wie von den klügsten Männern für die größte Weisheit erachtet wird, aus dem einen und dem andern das Zukünftige vorherzusehen. Wie ihr wißt, sind es morgen vierzehn Tage, daß wir Florenz verließen, um uns zur Erhaltung unserer Gesundheit und unseres Lebens einige Erheiterung zu gewähren und dem Trübsinn, dem Schmerz und der Angst zu entgehen, die man in unserer Vaterstadt, seitdem diese traurige Pestzeit begonnen, beständig vor Augen hat.

Dies haben wir nun, meinem Urteil nach, in allen Ehren getan. Denn, habe ich recht zu beobachten gewußt, so ist trotz all der lustigen und vielleicht die Sinnenlust anregenden Geschichten, trotz unseres beständigen guten Essens und Trinkens, trotz Spielens und Singens – welches doch alles Dinge sind, die schwache Gemüter vielleicht zu minder ehrbaren Betragen verlocken könnten – doch keine Gebärde, kein Wort, keine Handlung, weder von eurer noch von unserer Seite vorgekommen, die zu tadeln wären. Vielmehr schien alles, was ich sah und hörte, mir nur von stetem Anstande, steter Eintracht und brüderlicher Vertraulichkeit zu zeugen. Ohne Zweifel ist mir dies um eurer und meiner Ehre und um unseres gemeinsamen Vorteils willen gar lieb. Damit aber nicht etwa durch die lange Vertraulichkeit entstehe, was zu Verdruß ausschlagen könnte, und niemand Grund habe, unser langes Verweilen zu bekritteln, so wäre ich der Meinung, daß es, so es euch genehm, nun angemessen sei, wieder dahin zurückzukehren, von wo wir geschieden sind, da doch ein jeder an seinem Tag an der Ehre, die noch bei mir ruht, seinen Anteil gehabt.

Überdies könnte, wenn ihr alles wohl erwägt, unsere Gesellschaft, von der schon mehrere andere Gruppen hier in der Gegend Kunde erhalten, sich leicht auf eine solche Weise vermehren, daß wir alle unsere Freude daran verlören. Billigt ihr daher meinen Rat, so will ich die mir überlieferte Krone bis zu unserer Abreise, die, wie ich denke, morgen früh sein soll,[843] aufbewahren. Beschließt ihr aber anders, so habe ich schon jemanden im Sinne, den ich für den folgenden Tag krönen möchte.«

Lange währte hierüber das Gespräch der Damen und der jungen Männer. Endlich aber erkannten sie den Vorschlag des Königs für nützlich und angemessen und beschlossen, so zu tun, wie er gesagt hatte. Er ließ daher den Seneschall rufen, um mit ihm über die Anstalten für den folgenden Morgen zu sprechen, entließ die Gesellschaft bis zur Essensstunde und stand auf. Die Damen und die anderen beiden jungen Männer erhoben sich gleichfalls, und nicht anders, als sie es gewohnt waren, überließ sich der eine diesem, der andere jenem Vergnügen.

Als die Stunde des Mahls gekommen war, versammelten sie sich mit großer Lust dazu. Danach begannen sie wieder mit Gesang und Spiel und Ringeltanz, und während Lauretta den Reigen anführte, befahl der König der Fiammetta, ein Lied zu singen. Diese sang also:


Wenn Eifersucht sich von der Liebe Wesen

Lostrennen ließe, dann

Wäre nie ein Weib so froh wie ich gewesen.


Wenn heitre Jugendblüte

Des schönen Liebsten die Geliebte freut,

Wenn unbefleckte Ehre, wenn Tapferkeit und Güte,

Wenn edle Sitte, Geist, Beredsamkeit,

So weiß ich, keine wäre

Mir gleich an Glück, weil ihn, den ich verehre

Und der mich liebgewann,

Zum Wohnsitz jede Tugend hat erlesen.


Doch muß ich mir ja sagen,

Daß andre Fraun nicht blinder sind als ich,

Und zittre drum vor Bangen.

Was sollten sie's nicht wagen,

Für den in Liebe zu entflammen sich,

Der mir mein Herz gefangen?

Drum, was beglückt mein liebendes Verlangen,

Hält mich zugleich im Bann

Und läßt mich nicht von meiner Furcht genesen.
[844]

Nie wär ich eifersüchtig,

Hätt ich so fest wie meine Liebe heiß

Zu meinem Herrn Vertrauen.

Doch Männer lieben flüchtig

Und folgen jeder, die zu locken weiß;

Drum mag ich keinem trauen.

Angst überfällt mich und ein tödlich Grauen,

Blickt eine ihn nur an;

Gleich fürcht ich, zündend sei der Blick gewesen.


So fleh ich denn, daß keine

Durch solchen Eingriff ihr Gewissen sich

Erdreiste zu belasten.

Doch unternimmt es eine,

Durch Schmeichelein, Wink' oder Worte mich

In diesem anzutasten,

Und ich erfahr es, nimmer will ich rasten,

Bis Mittel ich ersann,

Daß bitter sie bereut solch töricht Wesen.


Als Fiammetta ihren Gesang beendet hatte, sprach Dioneo, welcher neben ihr stand, lächelnd: »Madonna, Ihr würdet die Damen sehr zu Dank verpflichten, wenn Ihr – da Ihr Euch deshalb so sehr erzürnen wollt – allen seinen Namen anvertrautet, damit Euch nicht etwa eine unwissentlich Euren Besitz nähme.«

Hiernach sang man noch andere Lieder, und als die Nacht schon mehr als zur Hälfte verstrichen war, begaben sich alle zur Ruhe, wie es dem König gefiel.

Sobald der neue Tag erschien, erhoben sie sich, während der Seneschall ihr Gepäck bereits vorausgeschickt hatte, und kehrten unter der Führung des verständigen Königs nach Florenz zurück. Hier verließen die drei jungen Männer die sieben Damen in Santa Maria Novella, von wo sie mit ihnen aufgebrochen waren, nahmen von ihnen Abschied und gingen, wohin es ihnen gefiel. Die Damen aber kehrten, als es ihnen an der Zeit schien, in ihre Wohnung zurück.[845]

Quelle:
Boccaccio, Giovanni: Das Dekameron. München 1964, S. 830-846.
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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

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