1.

[86] Oh, wie mir schweren Dranges

Das Herz im Leibe bebt,

Wenn sie so leichten Ganges

An mir vorüberschwebt!


Herab vom Rücken weht

Ein blendend weißer Schauer;

Durch ihre Augen geht

Ein wunderbares Feuer;

Die schwarzen Locken wühlen

Um ihres Nackens Fülle;

Der Leib, der Busen fühlen

Sich eng in ihrer Hülle.

Allüberall Bewegung,

Allüberall Entzücken,

Daß sich in toller Regung

Die Sinne mir berücken,

Daß wunderbaren Dranges

Das Herz im Leibe bebt,

Wenn sie so leichten Ganges

An mir vorüberschwebt!

Narzissen blühn und Rosen

Um himmelblauen Kleide,

Darunter flammen Hosen

Von feuerroter Seide –[86]

Die kleinen, zarten Füße,

Die weichen, feinen Hände,

Der Mundrubin, der süße,

Der Zauber ohne Ende!


Oh, wie mir schweren Dranges

Das Herz im Leibe bebt,

Wenn sie so leichten Ganges

An mir vorüberschwebt!


Quelle:
Friedrich von Bodenstedt: Die Lieder des Mirza-Schaffy von Friedrich von Bodenstedt, Leipzig [1924], S. 86-87.
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