Hasselstöck

[291] Ick heww een Hohn; dat, Moder, plückst

du unnod, wat ick weet:

as in sonn güllen Herrgott kickst

in din unorig Krœt.


Nich ihr markst, wat in Grund und Borrn

den Slüngel du vertreckst,

bet, wat di Honnig was för Morrn,

för Nacht as Wörmt du smeckst;


bet, wat du gor to väl, wenn lütt,

rein ut haddst weeden könnt,

as Durn toletz di blödig ritt,

as Nettel di verbrennt.
[291]

Dat lütt Gör danzt di up din Schört,

du lickst em, wenn he blarrt –

dat grot, dat grot, dat stött un peddt

di eens noch up din Hart.


Legg em bi Tiden an dat Bitt,

wenn he sick steilen deit,

dat nahst sin'n Tom he nich territt

un nich toschann' di sleiht.


Wust du dat man begripen blot,

du büst doch süs klok nog –

treckst du den Jung tüm Kater grot,

kratzt he di ut din Og.


Man wen sick nich bedüden lett,

de süht un kann nich sehn –

un mennig, de keen Krüz nich hett,

is apsch un köfft sick een.


Weck sünd stockdof, stockblind sünd weck –

wenn du doch sehn man künnst!

De Hasselstöck – de Hasselstöck

de wassen nich ümsünst.


Sonn Stock, dat is de wohre Stütt,

wu grad sonn Jung an waßt,

glik ihr he noch Geilrisers schütt –

nahst is de Tit verpaßt.


Kik! hett he irst'n Spilenbort,

denn helpt keen Knüppel mihr,

un wenn he vun hanböken Ort

un Eekenholt ok wir.


Man Wunner deit sonn Hasselrod

noch an sonn lüttes Gör;[292]

sök du man nah, dor wassen god'

dicht bi din Gorendör.


Slah längs de Naht den rechten Strich

sin'n Puckel orig dal,

dat eens mit em de Slüters nich

in't Tuchthus nah dat hal'.


Man weck sünd dof, un blind sünd weck –

wenn du doch sehn man künnst!

De Hasselstöck – de Hasselstöck

de wassen nich ümsünst!


Quelle:
John Brinckman: Vagel Grip. Rostock 1976, S. 291-293.
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