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[284] Natürlich läßt Fipps die ekligen Sachen,
Ohne neidisch zu sein, von anderen machen.
Dagegen aber, wenn einer was tut,
Was den Anschein hat, als tät es ihm gut,
Gleich kommt er begierig und hastig herbei,
Um zu prüfen, ob's wirklich so angenehm sei.
Mal saß er an des Ufers Rand
Auf einer Palme, die dorten stand.
Ein großes Schiff liegt auf dem Meer;
Vom Schiffe schaukelt ein Kahn daher.
Im kleinen Kahn da sitzt ein Mann,
Der hat weder Schuhe noch Stiefel an;
Doch vor ihm steht ganz offenbar
Ein großes und kleines Stiefelpaar.
[284] Und wie der Mann an das Ufer tritt,
Bringt er die zwei Paar Stiefel mit.
Das kleine, das er mit sich führt,
Ist innen mit pappigem Pech beschmiert;
Er trägt sie sorglich unter dem Arm
Und jammert dabei, daß es Gott erbarm.
[285] Kaum aber ziehet der Trauermann
Sich einen von seinen Stiefeln an,
So mildern sich schon ganz augenscheinlich
Die Schmerzen, die noch vor kurzem so peinlich,
Und gar bei Stiefel Numero zwei
Zeigt er sich gänzlich sorgenfrei.
[286] Dann sucht er in fröhlichem Dauerlauf
Den kleinen Nachen wieder auf
Und läßt aus listig bedachtem Versehn
Das kleine Paar Stiefel am Lande stehn.
Ratsch! ist der Fipps vom Baum herunter,
Ziehet erwartungsvoll und munter
Die Stiefel an seine Hinterglieder,
[287] Und schau! der lustige Mann kommt wieder.
O weh! Die Stiefel an Fippsens Bein
Stören die Flucht. Man holt ihn ein.
Vergebens strampelt er ungestüm,
[288] Der Schiffer geht in den Kahn mit ihm.
Zum Schiffe schaukelt und strebt der Kahn,
Das Schiff fährt über den Ozean,
Und selbiger Mann (er schrieb sich Schmidt)
Nimmt Fipps direkt nach Bremen mit.
[289]
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Fipps, der Affe
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