Das Rabennest

Das Rabennest

[130] Zwei Knaben, jung und heiter,

Die tragen eine Leiter.
[130]

Das Rabennest

Im Nest die jungen Raben,

Die werden wir gleich haben.
[131]

Das Rabennest

Da fällt die Leiter um im Nu,

Die Raben sehen munter zu.


Das Rabennest

[132] Sie schreien im Vereine:

»Man sieht nur noch die Beine!«
[133]

Das Rabennest

Der Jäger kommt an diesen Ort

Und spricht zu seinem Hund: »Apport!«


Das Rabennest

Den Knaben apportiert der Hund,

Der Jäger hat die Pfeif' im Mund.
[134]

Das Rabennest

»Nun hole auch den andern her!«

Der Schlingel aber will nicht mehr.


Das Rabennest

Der Jäger muß sich selbst bemühn,

Den Knaben aus dem Sumpf zu ziehn.
[135]

Das Rabennest

Zur Hälfte sind die Knaben

So schwarz als wie die Raben.


Das Rabennest

Der Hund und auch der Jägersmann

Die haben schwarze Stiefel an.


Das Rabennest

Die Raben in dem Rabennest

Sind aber kreuzfidel gewest.
[136]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 130-137.
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