Achtzehnte Scene.

[41] Die Gerichtsdiener. Vorige.


WINTER breitet den Mantet auseinander. Schütz uns mächtiger Mantel, und mach, daß die Gerichtsdiener diese Kerls für uns ansehen.

ERSTER GERICHTSDIENER auf den Wirth. Da ist schon der Vagabund der Schustermeister Fledermaus; fort in den Schuldenarrest, hier ist die Auflage –

ZWEYTER GERICHTSDIENER auf den Hausherrn. Hier ist auch der liederliche Musie Winter, den der Herr Director zur Stadt n'aus jagen läßt. Fort mit mir – Ihr Taugenichtse, fort! fort!

HAUSH wollen sich losmachen. Ich glaub' die Kerls sind besoffen.

WIRTH wollen sich losmachen. Ich glaub' die Kerls sind besoffen.

WIRTH. O Finsterniß! o Dunkelheit unter den Menschen! Herr Lorenz, was ist Ihnen denn? ich bin ja der Wirth beym silbernen Knödel, den sie 8 Gulden schuldig sind – was wollen Sie denn mit mir?

ERSTER GERICHTSDIENER. Was? sich für einen ehrlichen Mann ausgeben, was mir 8 Gulden Schulden vorwerfen? Fort! fort, oder ich lasse die Wache drein schlagen. –


Man umringt ihn und zieht ihn fort.


HAUSHERR. Musie Sebastian, machen Sie keine Dalkereyen, ich bin ja der Hausherr beym unchristlichen[41] Bodenzimmerl; lassen Sie mich doch los, Sie wohnen ja selbst bey mir, und haben sechszehn Jahr keinen Zins zahlt, ist das mein Dank?

ZWEYTER GERICHTSDIENER. Nu warte, Taugenichts, ich will dich lehren mich auch noch an einen schlechten Kerl erinnern! Fort! fort! über die Gränze, Bösewicht!

WINTER. ZACHARIAS. FLEDERMAUS. Nur fort!

ROSEL steht in der Ecke und sieht voll Erstaunen zu. Die übrigen lachen.

WIRTH sehr hastig. UND HAUSHERR.

Hilfe, Ihr Leute vom Schuldenarrest!

Ich hab' mein Leben kein Gulden erpreßt,

Bin gar ein ehrlicher Teufel!

Finsterniß, Dunkelheit, traurige Zeit!

Hört doch, ihr irrt euch! ihr damischen Leut,

Irrt euch, habt nur keinen Zweifel!

DIE GERICHTSDIENER.

Fort mit den Schelmen in Schuldenarrest,

Wer braven Leuten das Blut ausgepreßt

Soll schnell im Kerker verschmachten,

Fort schnell und packet die Gauner recht fest,

Fort mit dem Schelmen in Schuldenarrest!

Laßt sie in Kerker verschmachten!


Fledermaus und Zachariesel stehen an der Seite und lachen dazu. Unter Gesang und Lachen und komischen Gebärden der Arretirten

gehen alle ab.


[42] Das Theater verwandelt sich in einen tiefen Tanzsaal. Schön und glänzend decorirt. Die Tanzmusik geht in eine zierliche Minuette über.

So eben sind einige Paare begriffen, ihren Tanz zu vollenden. Im Hintergrunde sieht man eine Credenz.


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 41-43.
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