Erste Scene.

[49] Elegantes Zimmer in des Schusters Fledermaus neuem Hause. Schöne Toilette. Rosel im besonders schönen Schlepp-Kleide vor dem Spiegel. Einige Kammermädchen. An der Thüre ein Paar Jäger.


Chor.


Ja in der That, die Pracht ist groß,

O welch ein überglücklichs Loos,

Es kann nichts schönres geben!

Euer Gnaden hin,

Euer Gnaden her,

Die ganze Welt sagt: Serviteur!

Wo Geld ist, dort ist Leben!


ROSEL sehr hoffärtig, schickt sich jedoch albern an. Nun geht's jetzt nur zu; ich bin mit eurer Ehrfurcht zufrieden. Euer Gnaden hin, Euer Gnaden her; diese Wörter sind mir ein Bissel zu wenig. Sie rauscht mit dem langen Schleppkleide auf dem Theater hin und her. Denkr's auf einen noblern Ausdruck; so was von Excellenz oder Durchlaucht. Ich habe ja Geld, ich kann jeden Titel zahlen.


Die Dienstleute verneigen sich, und wollen gehen.
[49]

Wart's noch ein wenig! Sie geht stolz auf und ab. Sagt's mir einmahl, bin ich recht vornehm? Wie ist denn mein Anstand in diesem Kleid? Hab' ich einen guten Schritt in diesem Hut? –

DIENSTLEUTE. Vortrefflich! Einzig! Unvergleichlich!

ROSEL. Wie steht mir denn das Augenglas? Nu, nu, schneidt's keine Gesichter; ich nimm alles aus. Wenn ich halt wo fehl', so sagt's mir. Oft wissen die Dienstbothen mehr, als die Herrschaften. Kein Gelehrter ist vom Himmel g'fallen. Entfaltet ein Schnupftuch und rollt es auf die Dienstleute hin. So, da habt's was zu riechen. Mille fleures heißt mann's! Nicht wahr, das riecht wie lauter Veigerl und und Vergißein'mnicht? Ja, wir vornehmen Leut' haben allerhand Hilfsmittel, unsere Reitze zu erhöhen. Jetzt geht's. Statt ein' Doceur habt's da noch einen Geruch! Sie flattert mit dem Schnupftuche. Wann ich euch brauch', so werd' ich schon läuten.


Die Dienstleute gehen mit Verbeugungen ab.


Wann Jemand mit mir sprechen will, so muß er mir gemeldt werden![50]


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 49-51.
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