Dritte Scene.

[52] Ein Jäger voraus. Gleich darauf Fledermaus.


JÄGER. Se. Excellenz der Herr von Papillon.

ROSEL vornehm. Nur eina mit ihm!

JÄGER öffnet die Thür.

FLEDERMAUS ein Riechfläschchen in der Hand. Mon ange!

ROSEL. Papillon! Fliegt auf ihn zu.

FLEDERMAUS. Wie hast g'schlafen, mon coeur!

ROSEL. So! So! mon caro!

FLEDERMAUS. Du mußt es gewöhnen, mon pique!

ROSEL. Ich hoffe, mon treffe!

FLEDERMAUS. Sehr noble. Umarm' mich, meine Königinn!

ROSEL thut es. O mein Künig!

FLEDERMAUS. Geht Jäger, sagt es den Leuten, daß wir uns umarmt haben, und jubelt.


Jäger geht lachend ab.
[52]

FLEDERMAUS. Solche Stück werden in Zukunft immer vor den Dienstbothen aufgeführt. In geheim können wir uns raufen und schlagen, aber vor den Leuten sind wir ein Paar Tauben. Du bist schon ganz angezogen, mein Schatz, hast du was vor?

ROSEL. In Prater möcht' ich gern ins Ringelspiel fahren.

FLEDERMAUS. Das ist edel! Ich hab mir heut auch schon einen Spaß gemacht. Ich hab von meinem Fenster herab auf den großen Platz Kupfergroschen unter die Straßenbuben ausgeworfen. Ich hab es nicht gethan, damit sie sich etwa ein Frühstück kaufen sollen, sondern bloß, damit sie sich die Köpfblutig schlagen. Lacht. Und das ist geschehen! Die Kerls haben sich geprügelt um acht Groschen, wie ichs nicht um zehen Gulden aushalten möcht.

ROSEL. Du schickst dich schon recht in deinen Stand.

FLEDERMAUS. Oui! Apropos, Ein Billet doux hab ich schon bekommen. Ein Mädigen, die naive Sophie genannt, eine wahre Unschuld, wie mir mein Friseur schwört, bittet um meine Bekanntschaft. Ich hab sie auf Mittag eingeladen.

ROSEL. Du, so vornehm darfst du mir nicht werden.

FLEDERMAUS. Kinderey! Was haben wir denn in der Suppen?[53]

ROSEL. Knödel wie gestern!


Beyde erschrecken heftig.


FLEDERMAUS. Wo waren wir wieder! Hat ja unser Freund Sommer durch seinen Koch die Tafel besorgen lassen. Auch Spiel wird heute noch seyn! Liebe Rosel an unsern vorigen Stand dürfen wir uns so wenig als möglich erinnern. Adieu mon ange! Ich geh' zum Spiel. Unser Freund spielt onze et demi und ich werde Saunigeln. Geth ab.

ROSEL nach einer kleinen Pause. Lieber Fledermaus!

FLEDERMAUS kehrt um. Papillon heiß' ich.

ROSEL. Lieber Papillon. Du willst Saunigel spielen, das ist recht; aber ich bitte dich – nur die naive Sophie laß mir aus dem Spiel!

FLEDERMAUS. Ordinäre Person!

ROSEL. Deßwegen bin ich nicht vornehm worden, und mag dein Weib so nicht werden.

FLEDERMAUS geht auf sie mit großen Schritten zu. Du kennst mich; du kennst aber auch unsere Verhältnisse! Ich werde mich stets so betragen, wie es sich für meine Geburt und einen rechtschaffenen Schu – will sagen Herrn von geziemt. Laß dir, wie man auf hochdeutsch sagt, kein graues Haar wachsen. Für sich. Zum Essen kommt sie einmahl nicht!


Ruft: Zachariesel!
[54]


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 52-55.
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