Heinrich Albert und Elisabeth Starck

[49] 9. Febr. 1638.


Damon, wo hinfort dich Preussen

Vnd vorauß des Pregels Randt

Weg lesst in dein Vaterlandt,

Wil ich nicht Chasmindo heissen,

Was dich hie gefangen helt

Ist dir mehr den alle Welt.


Seit daß du in Philosetten

So verliebt gewesen bist,

Seit daß sie dir günstig ist,

Liegt dein Hertz gleich an der Ketten,

An der Ketten liegt dein Hertz,

Die auch weich macht Staal vnd Ertz.
[49]

Leute, die in Eisen liegen

Auß verdampter Tyranney,

Werden offt noch loß vnd frey,

Vögel hoffen zu entfliegen:

Die in LiebesBanden stehn

Wünschen nicht eins zu entgehn.


Stimm nur deine Seiten wieder,

Du bist hier vnd bleibst auch schon,

Vnd verschaffe, das dein Thon

Mag beseelen vnsre Lieder,

Die ohn dich, O Phebus Kind,

Warlich sonder Seele sind.


Ach mit was für schönen Dingen,

Was für Lust vnd Fröligkeit

Hoffen wir die LiebeZeit

(Da es Gott wil) zuzubringen,

Wann vorauß der Frost erliegt

Vnd der Lentz die Herrschafft kriegt,


Wann wir auff begrünter Heyden

Hingestreckt ins feuchte Graß

Bey den Bächen, die wie Glaß

Vor sich rauschen, sollen weiden,

Wann die Lerch vnd Nachtigal

An wird stimmen Berg vnd Thal.


Celadon, vor welches singen

Meine Geige sich entfärbt,

Der sein Spiel von dem ererbt,

So den Acheron kan zwingen,

Geht mit seiner Kunst voran,

Dann sing' ich so gut ich kan.


Mein Berrintho wird mir sagen,

Wo mir etwa Fleiß gebricht,

Vnd durch gutten Vnterricht

Eine gute Röht' abjagen,

Mein Berrintho, der mich trieb,

Daß ich dieses Lied auch schrieb.


Also wollen wir geniessen

Vnsers Lebens, weil es wehrt,

Vnd ob schon der Geist entfehrt,

Augen vnd Gehör sich schliessen,

Werden wir doch, wie ich mein',

Vmb ein gut theil vbrig sein.


Unsrer Freundschafft, vnsrer Seiten

Wird ob Gott wil noch gedacht,

Solte man vns zu der Nacht

Auch vmb Morgen schon begleiten:

Vnd der edlen Tichter Geist

Lebt im Tod erst allermeist.


Damon auff, vnd laß vns leben,

Laß vns auff den Koht der Welt,

Der von vns ein Urtheil fellt,

So nicht taug, nicht so viel geben!

Muhtig sein vnd recht gethan

Bricht durch allen Neid die Bahn.


Dieß nur wil ich einig bitten,

Daß mir künfftig frey mag stehn,

Bey dir auß vnd ein zu gehn

Nach der alten Freundschafft Sitten.

Ach wie wol ist meinem Sinn,

Wenn ich, Damon, vmb dich bin.


Andre mögen von dir halten,

Von dir reden dieß vnd das,

Ich begehre durch das Glaß,

So ich trincke, zu erkalten,

Wo mein Hertz mit Trug vnd List

Gegen dich verfälschet ist.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 49-50.
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