Ludolph Holtorff und Barbara Nachtigall

1643. 9. Wintermonat.


Ich mag nicht in euch dringen,

Ihr Seiten, meine Zier,

Ihr wolt mit gute singen,

Jetzt aber folget mir!

Ich wil mich lassen hören

Dem Breutgam vnd der Braut

Zu sonderlichen Ehren,

Folgt, klinget rein vnd laut!


Der Breutgam ist ergeben

Der Musen edlen Kunst,

Hat durch das Hoffe-Leben

Erhalten Gnad' vnd Gunst,

Da sind sein eigen worden

Erfahrung vnd Verstand,

Die Königinn auß Norden

Rhümt an jhm Witz vnd Handt.


Die Braut hat jhre Jugend

Durch vnbewegten Schluß

Mit Vnschuld, Zucht vnd Tugend

Verbunden, dessen muß

Bey Fräwlein Catharinen,

Der Pfaltz Gräffin bey Rhein,

Der sie hat wollen dienen,

Ein gutes Zeugniß seyn.


Die Einigkeit in Sitten,

Der Sinnen gleiche Tracht

Hat beyder Hertz erstritten

Vnd in die Gluet gebracht,

Eins muß das andre lieben,

Es wird der Herrschafft kundt,

Auch von Ihr vnterschrieben,

Das ist der Heyrath-Bund.


Der Himmel wird für allen

Ersucht vmb wolergehn,

Der lässt es jhm gefallen

Vnd wil zu Diensten stehn.

Der Herbstzeit wird genommen

Des Frostes strenger Zwangk,

Der Pregel-strom ist kommen

In seinen alten Gangk.


Der Tag bricht an von ferne

Durch schönes Morgenroht,

Die Nacht ist voller Sterne,

Die Lufft weiß keine Noht:

Mich soltt' es wunder haben,

Wann dieses grosse Heer

Der Himmels-Gunst vnd Gaben

Ein böses Zeichen wer'?


Ich aber wünsch euch beyden

Im vbrigen dazu

Gantz vnbekränckte Frewden

Sampt aller Gnüg vnd Rhue,

Ich, der ich angetrieben

Durch ewrer Liebe Macht

Dieß Hochzeit-Lied geschrieben

Heut vmb die Mitternacht.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 117-118,122.
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