[171] den 2. Iunii 1642.
Waß kan ich noch erwarten?
Waß fehlet mir wol mehr,
Nun, du Held, meinem Garten
Erzeigst die Gnad vnd Ehr?
Vnd trägstu kein Bedencken
Dich, o du Licht der Zeit,
So tieff herab zu sencken
Zu dieser Niedrigheit?
Komm gnädigst eingefahren,
Mein thewrer Fürst vnd Herr!
Wie soll ich mich gebahren?
Vor hielte Jupiter
Es ihm für keine Schande
Zu gehn zur Baucis hin;
Du kompst, O Trost der Lande,
Zu Deiner Dienerin.
Lach, o du Glantz der Sonnen,
Lach schöner alß zuvor!
Komm, Pregel, sanfft geronnen,
Heb ietzt dein Haupt empor,
Ein grosses Haupt der Erden
Der Helden Glantz vnd Zier,
Alß war, ist vnd mag werden,
Zeucht gnädigst ein bey mir.
Ihr Bäume sampt den Zweigen,
Ihr Blumen, Graß vnd Kraut,
Ihr müsst für ihm euch neigen,
Der sich ietzt euch vertrawt;
Die wilde Linden müssen
Ihm hohe Cedern seyn,
Der Pregel sich ergiessen
Mit Honig, Milch vnd Wein.
Waß soll ich nun erweisen,
Daß deiner Pracht gefellt?
Mit waß Getränck vnd Speisen
Bewirt ich dich, o Held,
Waß find ich dich zu stillen
Ohn Demuht, Pflicht vnd Schuld?
Nimm auff den reinen Willen
Vnd habe nur Gedult!
Dich, Churfürst, wil ich singen,
Wil vor dem Höchsten stehn
Vnd Thränen vor ihn bringen
Nur vmb dein Wolergehn;
Dein werthes Hauß wirdt grünen,
Dir werden Flüß vnd Städt
Vnd Länder ewig dienen,
Herr, auch durch mein Gebeht.
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Nur laß auch ferner scheinen
Ach! einer Witwen nur
Vnd allen lieben meinen
Die Sonne für vnd für!
Leid, Herr, nach GnadenSinnen
Vnd deiner Väter Brauch
Vmb deine Dienerinnen
Die Adersbachin auch.
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