[Mein Abschied auß der bösen Welt]

[22] Mein Abschied auß der bösen Welt

Vnd auß den schweren Banden

Ist nun einmal vorhanden,

Ich bin dem Tode vorgestellt,

Vnd muß das Reich zu erben

Gleich wie ein Opffer sterben.

Ich habe ritterlich gekämpfft

Vnd meinen Lauff vollendet,

Der Feinde wütten ist gedempfft,

Vnd alle Noht geendet.


In diesem Lauff vnd harten Streit

Hat mir der Feind den Glauben

Dennoch nicht können rauben.

Die Krone der Gerechtigkeit,

Die jenes Leben heget,

Ist schon mir beygeleget,

Got, der im letzten Welt-gericht

Das Richter-Ampt wird führen,

Wird selbst mich in dem wahren Liecht

Mit solcher Krone zieren.


Drumb, meine Liebsten, lasset ab

Viel jämmerliches klagen

Vmb meinen Tod zu tragen,

Diß Sterben, dieses finstre Grab

Ist mir auß allem leiden

Der Richtsteig zu den frewden.

Ihr müsset auch von hinnen ziehn,

Doch bleibet euch das Leben,

Wo jhr die Sünde werdet fliehn

Vnd Christo euch ergeben.


Denn das gewünschte Himmel-gut

Ererben alle Frommen,

Die Christum angenommen,

Die hie sich gründen auff sein Blut,

In seiner Furcht sich üben

Vnd seine Zukunfft lieben:

Mit solchem trost bin ich verwahrt,

Vnd wil das Heil gewinnen,

Begebe drauff mich auff die fahrt,

Vnd scheide so von hinnen.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 22.
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