Einfältiges Trostliedchen

In die Weise des 86. Psalms im Lobwasser zu singen.


Gott, zu dem ich sehnlich behte,

Wann es jetzt dein Wort nicht thäte,

Das mir einig Hoffnung gibt

In der Angst, so mich betrübt,

Wie wüst' ich es auß zustehen?

Warlich ich müst' untergehen,

Dieses Elend würde mein

Mehr als übrig mächtig seyn.


Wie hast du dich mir verwandelt!

Wie man sonst mit Feinden handelt,

Die beraubt sind aller Zier,

Als handelst du mit mir.

Hast du mir nicht über hoffen

Da recht in das Hertz getroffen,

Mich verwüstet gantz und gar,

Da mein Sinn und Leben war?


Wer wird mir nun Trost erwecken?

Wo ist meines Alters Stecken?

Meine Hoffnung, mein Gewinn,

Ruh und Absehn ist dahin:

Lasst den falschen Schein der Zeiten

Euch, ihr Menschen, nicht verleiten,

Wann sich leichtes Glück eräugt,

Nicht gläubt seiner Gunst, es träugt.


Wessen soll ich mich nun freuen?

Wer bleibt mir mit festen Treuen

Zugethan in aller Noht?

Du O meines Lebens Gott.

Berg' und Klippen müssen weichen,

Welt sammt allen Königreichen

Müssen endlich untergehn,

Deine Warheit bleibt bestehn.


Vnd betheurt es hin und wieder,

Daß von deinem Volck' ein jder,

Den du liebst, deß Creutzes Pein,

Unterwürffig müsse seyn,

Und daß du an Vater-Sinnen

Reich seyst allezeit von innen,

Ob es gleich von aussen scheint,

Du seyst unser ärgster Feind.


Jetzt laß deinen Trost mich mercken,

Vnd mein kranckes Hertz sich stärcken,

Das der Vnmut fast ohn Raht

Vnter seiner Herrschafft hat.

Vnd weil nichts allhie zu schauen,

Dem man sicher könte trauen,

Sey du, Vater, hie und dort

Meine Zuflucht und mein Hort.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 50-51,55.
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