Die Wolken

[250] Die Wolken, die sich wie im Schlaf hindehnenden,

Hinziehend über des Himmels Abgrund, den gähnenden,

Sie verleben ihre Tage im Schweben.


Wenn sie sich über die Äcker hinheben,

Sind sie wie Frauen, welche der Erde die Brüste geben,

Sind sie wie Betten, ausgebreitet dem Liebesgelüste;


Sind sie wie schreckende, düstere Schattengerüste,

Sind sie die Herde der Sehnenden

In der Sehnsucht blauer unendlicher Wüste.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 250.
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