Dreiundzwanzigster Abschnitt.

[47] Reisen.


Ich unternahm die Reise nach Lissabon, wo ich in Begleitung meines Freitags, den ich nie von mir ließ, und der, wenn es möglich war, mir je länger je mehr Beweise seiner Anhänglichkeit und Treue gab, zu Ende des Septembers anlangte.

Vor allem aus erkundigte ich mich nach dem alten portugiesischen Kapitän, der mich so menschenfreundlich auf der offenen See aufgenommen, und so väterlich behandelt hatte. Er war sehr alt geworden, hatte das Seeleben verlassen, und seinem Sohne, der ihn schon in seiner Jugend auf seinen Reisen begleitet hatte, die Führung seines Schiffs und seines Handels nach Brasilien überlassen. Wir hatten Mühe, uns wieder zu erkennen, als ich ihm aber sagte, wer ich sey, so umarmte er mich mit der ihm eigenen Herzlichkeit, und freute sich, daß er mich noch lebend wieder sehen könne, nachdem er so lange meinen Tod beklagt[47] hatte. Ich erzählte ihm hierauf meine Geschichte seit meiner Abreise aus dem Hafen San Salvador, die ihn in nicht geringe Verwunderung setzte, und als ich damit zu Ende war, fragte ich ihn, ob er mir Nachricht von meiner Pflanzung geben könne?

Hierauf erwiederte der redliche Greis: er sey seit neun Jahren nicht in Brasilien gewesen, damals aber wäre mein Mitpflanzer noch bei Leben gewesen, hingegen wären die beiden von mir ernannten Faktoren gestorben. Indessen zweifle er gar nicht, daß es mir leicht seyn werde, einen ausführlichen und wahrscheinlich günstigen Bericht über meine Pflanzung zu erhalten, weil meine beiden Faktoren, auf die Nachricht von meinem Tode, den Befehl erhalten hatten, dem Prokurator Fiskal die Rechnung der Einkünfte meines Antheils abzulegen, welcher selbige auf den Fall, wenn ich nicht wieder käme, um mein Eigenthum anzusprechen, sich zugeeignet hatte, wovon ein Drittel für den König und zwei Drittel für das Kloster St. Augustin wären bezogen worden, um zur Unterstützung der Armen und zur Bekehrung der Indianer zur katholischen Religion verwendet zu werden; sollte aber ich oder ein von mir dazu Bevollmächtigter erscheinen, um die Rückgabe meines Vermögens zu verlangen, so würde diese nicht verweigert werden, mit Ausnahme dessen, was zu wohlthätigen Handlungen angewandt worden sey. Er versicherte mich überdas, daß der Intendant der königlichen Einkünfte, und der Verwalter des Klosters, von meinem Mitpflanzer jährlich eine[48] Rechnung von dem Ertrag erhalten, und die Hälfte desselben bezogen hätten.

Hierauf erkundigte ich mich, ob er glaube, daß es sich der Mühe lohne, Ansprüche auf die Pflanzung zu machen, und ob keine Schwierigkeiten dabei zu befürchten wären.

Ja freilich, rief er, lohnt sich's der Mühe! Ihr Mitgenosse ist sehr reich geworden, und der dem König zugefallene Drittheil Ihrer Einkünfte belief sich jährlich über 200 Moidoren.1 Uebrigens wird es keine Schwierigkeit haben, zum Besitz Ihres Vermögens zu gelangen, da Ihr Mitpflanzer noch lebt, und Zeuge Ihres Eigenthumsrechts ist, und Ihr Name noch immer in dem Verzeichniß der Pflanzer sich befindet. Er versicherte mich, daß die Erben meiner Faktoren sehr redliche und reiche Leute wären, die nicht allein mir behülflich seyn würden, in den Besitz meiner Pflanzung gesetzt zu werden, sondern sie müßten auch eine bedeutende Geldsumme für mich in Händen haben, welche von den Einkünften derselben herrührt, welche Ihre Eltern bezogen, ehe sie vor ungefähr zwölf Jahren genöthigt wurden, selbige dem König und dem Kloster zu überlassen.

Ich bezeigte ihm meine Unzufriedenheit, daß meine Faktoren so eigenmächtig über mein Vermögen zu schalten beliebt hatten, da es ihnen doch bekannt war, daß ich ihn – den Kapitän – in meinem Testament zu meinem Haupterben eingesetzt hätte.[49]

Er erwiederte, daß er das Testament nicht hätte geltend machen können, da er keine Beweise meines Todes vorzuweisen hatte, sonst würde er sich in den Besitz des Vermögens gesetzt haben. Indessen habe er das Testament in die Register eingetragen, und auch sonst keine Formalität unterlassen, seine Rechte geltend zu machen. Was Ihnen aber weniger anständig seyn wird – fuhr er fort – ist, daß auf die allgemein verbreitete und geglaubte Nachricht von Ihrem Tode, Ihr Mitpflanzer und Ihre Faktoren mir einen Vorschlag thaten, den ich auch annahm, mich mit ihnen über die Einkünfte der sechs ersten Jahre abzufinden, welche ich auch wirklich empfangen habe; sie waren aber nicht beträchtlich, weil damals viel auf die Pflanzung selbst verwandt wurde, worüber ich Ihnen Rechnung geben werde. Nach einigen Tagen that er's wirklich, und es fand sich, daß er mir 470 Moidoren schuldig blieb, die er in Tabackrollen, Zuckerkisten, Melasse und Rum empfangen hatte, ausser fünfzehn Tabackrollen und 60 Zuckerkisten, die in einem Schiffbruche verloren gegangen waren. Uebrigens zeigte die von meinem Mitgenossen und meinen beiden Faktoren unterschriebene Rechnung, daß meine Pflanzung sich jedes Jahr ansehnlich verbessert hatte. Hierauf holte er eine lederne Börse, zählte mir daraus 160 Moidoren in Gold, und sagte mir, daß er viele Unglücksfälle erfahren habe, die ihn hinderten, mir für jetzt mehr auf Rechnung oder das Ganze einzuhändigen; für das Rückständige gab er mir zur Sicherheit einen Vertrag wegen der Hälfte des Antheils den er und sein Sohn an der Fracht[50] eines Schiffes hätte, das von diesem geführt und in Kurzem ankommen würde, wo ich denn gänzlich befriedigt werden sollte.

Die Redlichkeit des guten Greisen rührte mich bis zu Thränen, und ich dachte an die vielen von ihm erhaltenen Wohlthaten mit erneuerter Lebhaftigkeit und Dankbarkeit zurück. Zuerst bat ich ihn, mir offenherzig zu sagen, ob die Entbehrung der mir bezahlten Summe ihn im geringsten in Verlegenheit setze? und er erwiederte, daß es ihm freilich einigermaßen unbequem falle, das Geld aber gehöre mir, der es vielleicht noch bedürftiger wäre als er.

Es leuchtete aus seinen Reden und Handlungen so viele Güte und Wohlwollen, daß ich nur durch mein eigenes Bedürfniß und den Vorsatz selbst nach Brasilien zu gehen, abgehalten werden konnte, ihm die ganze Summe zurückzugeben. Ich nahm 100 Moidoren, und quittierte ihn dafür, gab ihm 60 Moidoren und seine Papiere mit der Bemerkung zurück, mit dem Uebrigen hätte es keine Eile, und Sicherheit hätte ich von ihm keine nöthig, er möchte sich also gänzlich darüber beruhigen, worüber er mir seine Erkenntlichkeit bezeugte. Meinen Vorsatz, selbst nach Brasilien abzureisen, tadelte er zwar nicht, rieth mir aber, vorerst einige vorläufige Schritte zu thun.

Als er erfuhr, daß Schiffe bereit wären, nach Brasilien zu segeln, mußte ich meinen Namen und meine Pässe aus England in ein öffentliches Register eintragen lassen, wozu er die eidliche Erklärung fügte, daß ich bei Leben, und wirklich dieselbe Person und[51] Eigenthümer der Pflanzung wäre, die ich selbst angebaut hätte. Von diesem wurde mir ein authentisches Aktenstück ausgefertigt, welches ich nebst einer Vollmacht an einen Handelsmann von seinen Bekannten in S. Salvador absenden, und den Erfolg bei ihm erwarten sollte, der über alle Erwartung günstig war, denn in weniger als sieben Monaten erhielt ich von den Erben meiner Faktoren ein Päckgen mit folgenden Papieren:


1) Eine Rechnung vom Ertrage meiner Pflanzung während den ersten sechs Jahren nach abgeschlossener Rechnung mit dem Kapitän, der zufolge mir zu gut kamMoidoren 1174

2) Eine Rechnung vom Ertrage derjenigen Jahre, welche der obrigkeitlichen Verwaltung meiner Einkünfte vorhergiengen 3241

3) Eine Rechnung vom Prior des Klosters, welches über vierzehn Jahre zwei Drittheile meiner Einkünfte bezogen hatte, welcher mit Redlichkeit erklärte, noch in Händen zu haben 872

–––––––––

Moidoren 5287


Was der Prior zu wohlthätigen Zwecken verwendet hatte, war er aber nicht verpflichtet, mir zu erstatten, und von dem Drittheil, den der Fiskal für den König bezogen hatte, erhielt ich weder Rechnung noch Geld.

Das Päckgen enthielt ausserdem noch ein Beglückwünschungsschreiben von meinem Mitpflanzer, voll Freundschaftsversicherungen von ihm und seiner ganzen Familie, nebst einem Bericht über den Zustand der [52] Pflanzung, ihres Ertrags, ihres Flächeninhalts und eine Einladung, dahin zu kommen, um selbst Besitz davon zu nehmen, oder ihm wenigstens anzuzeigen, wem er meinen Antheil zu übergeben habe? Diesem Briefe war beigefügt: ein Geschenk von sechs Kistchen vortrefflicher eingemachter Früchte, von hundert Stückchen ungeprägten Goldes, etwas kleiner als Moidoren, und sechs schönen Leopardshäuten, aus denen sich schließen läßt, daß er und die andern Antheilhaber späterhin Schiffe nach Afrika geschickt hatten, die glücklicher waren als ich.

Zu gleicher Zeit empfieng ich von den Erben meiner Faktoren, als Bezahlung der mir schuldigen 4415 Moidoren, zwölfhundert Zuckerkisten, achthundert Tabackrollen und den Rest in Gold.

Da die Schiffe aus Brasilien flottenweise nach Europa kommen, und zugleich die Briefe und Güter mitgebracht hatten, so befanden sich diese schon auf dem Tajo in Sicherheit, ehe ich noch ihre Absendung erfahren hatte. Die dadurch verursachte Freude war so plötzlich und heftig, daß ich wahrscheinlich auf der Stelle des Todes gewesen wäre, wenn mir der gute Kapitän nicht sogleich ein Gläschen Kordialwasser gereicht hätte, doch war das nicht hinlänglich, und mir mußte zur Ader gelassen werden.

So sah ich mich nun auf einmal im Besitz von fünfzigtausend Pfund Sterling in Geld oder Waaren, und eines jährlichen Einkommens in Brasilien von wenigstens tausend Pfund, deren ich so sicher war, als irgend ein Britte in seinem Vaterlande, aber mit dem[53] Besitz fühlte ich auch alle Besorgnisse, die von dem Reichthum unzertrennlich sind, und die bei mir noch durch den Umstand erhöhet wurden, daß ich ein wahrer Neuling in der Welt war. Doch hielt mich das nicht ab, meinem Wohlthäter, dem alten Kapitän, dem ich, nächst Gott, alles zu danken hatte, Beweise meiner Dankbarkeit zu geben. Ich gab ihm die empfangenen 100 Moidoren nebst einem Empfangschein für die übrigen 370, und einer Verpflichtung zu einer jährlichen Rente von 100 Moidoren, und nach seinem Tode eine von 50 für seinen Sohn. Zugleich ertheilte ich ihm Vollmacht, meine Einkünfte in Brasilien zu beziehen, und mir zu übermachen.

Als die Flotte bereit war, nach Brasilien abzusegeln, beantwortete ich die daher empfangenen Briefe und fügte kostbare Geschenke von englischen Tüchern und andern Fabrikaten, von italienischen seidenen Stoffen, Brabanter Spitzen und Leinwand u. dgl., bei. Meinem Mitpflanzer dankte ich für seine Beglückwünschung und Einladung, versprach ihm, nicht nur ihn zu besuchen, sondern auch den Rest meiner Tage in Brasilien zuzubringen, und ersuchte ihn, den Betrag meines Antheils jährlich dem alten Kapitän zu übersenden. Den Erben meiner Faktoren dankte ich ebenfalls, und übersandte ihnen eine Erklärung und Empfangschein des ganzen mir schuldigen Ertrags. Den Prior ersuchte ich, 500 Moidoren seinem Kloster und die übrigen 372 den Armen zu schenken, und empfahl mich dabei seiner und der übrigen Klosterherren Fürbitte.[54]

Nachdem ich auf diese Art meine Angelegenheiten in Amerika in Ordnung gebracht hatte, waren die weit schwierigen in Europa noch zu berichtigen, um mein Vermögen in Sicherheit zu setzen. Mein erster Gedanke fiel auf die Wittwe, die so redlich meine Sachen verwaltet hatte, allein sie war alt und kränklich, so daß ich mich bei ihrem, wahrscheinlich nicht sehr entfernten Tode in gleicher Verlegenheit befunden hätte. Auch unter meinen Verwandten fand ich Niemand, dem ich die Leitung meiner Angelegenheiten hätte anvertrauen können. Meine beiden Schwestern wohnten auf dem Lande, zwar nicht in Dürftigkeit, aber doch nicht in günstigen Umständen; die Eine war Wittwe, die Andere von ihrem Gatten getrennt. Meine Neffen waren zu jung, Bekannte hatte ich gar keine, so daß mich zuerst die Nahrungssorgen und jetzt die Bürde des Reichthums drückten, die mir auf meiner Insel unbekannt waren. Jetzt hatte ich keine Grotte, wo ich meine Güter ohne Schloß und Riegel in Sicherheit aufbewahren konnte. Mein guter Kapitän besaß zwar all den guten Willen und die seltene Redlichkeit, von der ich so vielfältige Proben erhalten hatte, aber auch er war alt, und seinen Sohn kannte ich nicht, das Haupthinderniß aber, sie dem Einen oder Andern von diesen beiden anzuvertrauen, war der Wunsch, mein Vermögen in England zu haben. Zwar fiel mir auch oft ein, mich in Brasilien niederzulassen, aber dort, wie in Portugal, war der Religionszwang zu groß, als daß ich mich dazu hätte entschließen können; freilich hatte ich ehmals keine ähnlichen Bedenklichkeiten.[55]

Es blieb mir also nichts anderes übrig, als nach England zurückzukehren. Als ich mich daher beinahe ein Jahr in Lissabon aufgehalten, meine Waaren zu Gelde gemacht, und abzureisen entschlossen war, so fand sich nun eine neue Verlegenheit, ob ich nämlich zur See oder zu Lande dahin gehen wolle. Ich war jene gewohnt, und meine beiden letzten Reisen waren sehr glücklich gewesen, dennoch fühlte ich eine solche Abneigung dagegen, daß ich zweimal mein Gepäcke wieder an's Land bringen ließ, und wohl mir, daß ich diese geheime Ahnung nicht vernachläßigte, denn das eine Fahrzeug ward von einem algierischen Seeräuber weggenommen, und das andere litt Schiffbruch bei Torbei, so daß nur drei Personen ihr Leben retteten.

Mein alter Freund rieth mir also, über Madrid und Paris nach Calais zu gehen, wo ich dann nur die unbedeutende Ueberfahrt nach Dower über Meer zu machen hätte. Da ich eben keine große Eile und nicht Ursache hatte, die Reisekosten zu scheuen, so nahm ich seinen Vorschlag an, und er gab sich Mühe, mir Gesellschaft zu finden, welche in dem Sohn eines englischen Handelsmanns von Lissabon bestand; dieser fand noch zwei andere Kaufleute, wozu sich den Tag vor der Abreise noch zwei portugiesische Reisegefährten gesellten, welche nach Paris reiseten. Da Freitag mich in einem Lande, wo er ganz unbekannt war, nicht wohl bedienen konnte, so hatte ich noch einen englischen Bedienten angenommen, der Engländer hatte auch einen, die zwei Kaufleute und die zwei [56] Portugiesen behalfen sich mit zwei Bedienten; wir waren also zusammen sechs Herren und fünf Bediente, alle wohl beritten und bewaffnet, und meine Reisegefährten beehrten mich mit dem Titel ihres Kapitäns, sowohl, weil ich der Aelteste war, als weil ich zwei Bedienten hatte.

Mit Rührung und Thränen nahm ich von meinem lieben alten Freund Abschied. Auch kann ich hier nicht unberührt lassen, daß ich mich nach Xury erkundigte, und mit Freuden vernahm, daß er ein Christ geworden und sich sehr wohl betrage, daß ihn der Kapitän laut seinem Versprechen frei erklärt habe, und er jetzt als Bedienter bei seinem Sohne auf Reisen sey.

Wir hielten uns einige Zeit in Madrid auf, um den Hof und die übrigen Merkwürdigkeiten zu besehen, und reiseten ungefähr in der Mitte Oktobers ab, um noch bei guter Zeit über die Pyrenäen zu kommen, aber in Pampelona vernahmen wir, daß auf der Nordseite des Gebirgs schon so viel Schnee gefallen wäre, daß nicht durchzukommen sey. Die Kälte war auch bereits so groß, und für mich desto unerträglicher, da ich den größten Theil meines Lebens im heißesten Klima zugebracht, und kaum noch vor acht Tagen in Kastilien eine große Hitze ausgestanden hatte. Der arme Freitag war noch weit übler daran, da die Kälte, und besonders Eis und Schnee, ihm ganz unbekannte Dinge waren.

Der unaufhörlich fallende Schnee zwang uns, gegen drei Wochen lang in Pampelona zu bleiben, denn die Straßen waren ungangbar und desto gefährlicher,[57] da der Schnee, nicht wie in den nördlichen Ländern durch Frost so hart wird, daß man ohne Gefahr darüber gehen kann, sondern bei jedem Schritte einsinkt. Da also jeder Aufschub die Sache verschlimmerte, so rieth ich meinen Reisegefährten, nach Fuentarabia zu gehen, uns da einzuschiffen und über Meer nach Bordeaux zu fahren. Sie waren dazu willig, und den andern Morgen wollten wir abreisen, als vier französische Edelleute in unsern Gasthof traten, welche jenseits des Gebirges, eben so wie wir diesseits aufgehalten worden, und endlich so glücklich waren, einen Wegweiser zu finden, der die Wege so gut kannte, daß er sie ohne Gefahr und Zufall hierher gebracht habe. Wir ließen den Mann sogleich holen, und er versprach, uns durch den nämlichen Weg über das Gebirge zu bringen; vom Schnee sey nichts zu befürchten, desto mehr aber von den Wölfen, die, beinahe verhungert, in ganzen Trupps herumschwärmten, man müßte daher wohl bewaffnet seyn. Von diesen fürchteten wir nichts – sagten wir – denn wir seyen wohl mit Waffen und Ladung versehen, wohl aber vor zweibeinigten Wölfen, die sich auf der französischen Seite aufhielten, und die Reisenden beraubten: doch davor wäre keine Gefahr, versicherte er, und wir kamen mit einander wegen des Preises überein. Zwölf französische Reisende, die genöthigt worden waren zurückzukehren, und, wie wir, auf bessere Gelegenheit zu warten, schlossen sich mit ihren Bedienten an uns, und so reiseten wir am zweiten Tage hernach, den 15. November 1687, von Pampelona ab.[58]

Wir waren nicht wenig verwundert, zu sehen, daß unser Wegweiser uns wohl zwanzig Meilen auf der Straße nach Madrid zurückführte, wo wir wieder ein angenehmes Klima und keinen Schnee fanden. Dann aber wandte er sich auf einmal links in's Gebirge, wo Klippen und Abgründe uns auf allen Seiten Schrecken einjagten; aber er wußte uns so geschickt durch Umwege hin und her zu leiten, daß wir, ehe wir es noch vermutheten, und ohne große Beschwerde, die Höhe des Gebirgs erreichten, von wo er uns in weiter Ferne die schönen Gefilde von Languedoc zeigte, deren lachendes Grün mit den rauhen Felsen um uns her sehr abstach; aber wir hatten noch einen langen Weg zurückzulegen, ehe wir dahin gelangten. Jetzt fiengen wir an, abwärts zu gehen; die Kälte war hier auch stärker, und es fiel täglich Schnee, aber unser Wegweiser sprach uns Muth zu, das Schlimmste wäre überstiegen, und da er wirklich unser Vertrauen besaß und verdiente, so setzten wir unsere Reise getrost fort.

Bis jetzt hatten wir noch keine Wölfe gesehen. Eines Nachmittags aber ward unser Wegweiser, der etwas voraus ritt, und aus unserm Gesichte war, durch zwei Wölfe und einen Bären angegriffen, wodurch er so sehr die Besonnenheit verlor, daß, statt seine Waffen zu ergreifen, er bloß zu schreien anfieng. Da Freitag ihm am nächsten war, so hieß ich ihn schnell hinreiten, um nach der Ursache zu sehen; als er sie entdeckte, rief er uns zu, doch ohne sich aufzuhalten, legte dem Wolf, der den Wegweiser gepackt hatte, die Pistole an den Kopf, und schoß ihn auf der Stelle todt; der andere,[59] der das Pferd angefallen hatte, entfloh auf den Schuß, der Bär aber, der noch nicht völlig herangekommen war, blieb stehen.

Es war ein großes Glück für uns und unsern Wegweiser, daß Freitag, des Angriffs der wilden Thiere gewohnt, dem Wolf ganz nahe gekommen war, um ihn zu tödten, ein Anderer, der aus der Ferne geschossen hätte, würde vielleicht den Führer getroffen, und uns in dieser unbekannten Wildniß desselben beraubt haben. Er hatte zwei Wunden, eine im linken Arm und die andere im Schenkel erhalten, die aber nicht gefährlich waren. Das Pferd hatte noch weniger gelitten, indem der stark mit messingenen Bügeln belegte Zaum es einigermaßen beschützt hatte.

Sobald wir Freitags Zuruf und bald darauf den Schuß hörten, so eilten wir mit verdoppelten Schritten vorwärts, und sobald die Bäume und Gesträuche uns nicht mehr im Wege standen, sahen wir, was geschehen war, sorgten sogleich dafür, den Wegweiser zu verbinden, und durch einen Schluck Branntewein zu stärken. Während wir genöthigt waren, uns wegen diesem Verbande aufzuhalten, bemerkten Einige den Bären mit nicht geringem Schrecken, denn er war von ausserordentlicher Größe, und schien mehr sich nähern als entfernen zu wollen; Andere machten sich schon bereit, ihn zu erschiessen, als Freitag bat, ich möchte ihm erlauben, uns zu belustigen. Was, rief ich, er frißt dich auf!. Allein Freitag blieb dabei, uns zu belustigen, dann wolle er den Bären auffressen. Nach erhaltener Erlaubniß zog er seine Stiefel und Strümpfe aus, gab[60] selbige nebst dem Pferde seinem Mitbedienten zu halten, nahm ein Gewehr, und lief mit Schnelligkeit zum Bären, der ihn unbeweglich erwartete. Freitag sprach allerlei, als ob ihn jener verstünde, und um ihn in Bewegung zu setzen, warf er ihm einen Stein an den Kopf. Wenn der Bär nicht durch Hunger getrieben oder gereizt wird, so fällt er die Menschen nicht an, ist er aber gereizt, wozu nicht viel gehört, so läßt er nicht ab, bis er sich gerächt hat. Er lief also gleich auf Freitag los, der sich uns in schnellem Laufe näherte. Da wir ihn in Gefahr glaubten, so wollten schon Einige auf seinen Verfolger feuern, und ich war recht böse auf ihn, allein er winkte, man möchte nicht feuern, und ihn machen lassen, weil wir sonst keine Belustigung haben würden; dann wandte er sich seitwärts, und bestieg eine nahe Eiche, an welche er sein Gewehr angelehnt hatte; der Bär kletterte ihm wüthend nach. Bis jetzt hatten wir noch gar nichts Belustigendes bemerkt, im Gegentheil war mir nicht wohl bei der Sache, da ich Freitag sich bis auf das Aeußerste eines Astes zurückziehen und den Bären ihm auch dahin folgen sah. Jetzt, rief er uns zu, wolle er ihn tanzen lehren, und fieng an, sich auf dem Aste zu schaukeln. Diese Bewegung machte, daß der Bär, der schon auf der Mitte des Astes stand, sich behutsam zurückzog. Freitag hielt sogleich still, und bat ihn, er möchte nur zu ihm kommen; der Bär that auch gleich einige Schritte vorwärts, bis Freitag sich wieder wiegte. Dies Spiel dauerte einige Zeit, daß der Bär bald vorwärts bald zurückgieng, und die drolligen Gebehrden des Bären belustigten uns; da[61] aber der Abend nahete, und das Verband längst fertig war, rief ich ihm zu, er möchte enden. Freitag gieng also bis an das äusserste Ende des Astes, hieng sich mit beiden Händen an selbigem fest, so daß er sich tief herunter bog, und er leicht auf die Erde springen konnte. Der Bär getraute sich nicht, ihm zu folgen, sondern zog sich gegen den Stamm zurück und längs demselben herab, aber kaum berührte er den Boden, so legte Freitag seine Flinte ihm in's Ohr, schoß ihn auf der Stelle todt, und lachte dann seinem wohlgelungenen Spiele lauten Beifall zu. Er hatte uns wirklich Alle belustigt, und würde es noch mehr gethan haben, wenn nicht der hereinbrechende Abend und das entsetzliche Geheul der Wölfe unsere Freude merklich vermindert hätte; denn seit jenem Gebrülle auf der afrikanischen Küste erinnere ich mich nicht, so etwas Schreckenerregendes gehört zu haben. Dies hinderte uns auch, Freitags Rath zu befolgen, und dem Thier seine Haut abzuziehen, die sehr schön war; wir hatten aber noch drei Stunden zurückzulegen, ehe wir unser Nachtquartier erreichten; auf diesem Wege war nur wenig Schnee aber desto mehr Wölfe, die durch Hunger in die niedrigen Gegenden getrieben, schon vieles Vieh und sogar Menschen umgebracht hatten; auch versicherte unser Führer, daß wir noch eine gefährliche Stelle, eine kleine Ebene zwischen zwei Gehölzen, zu betreten haben, und gewiß Wölfe antreffen würden.

Schon im ersten Gehölze sahen wir fünf bis sechs Wölfe über den Weg laufen; sie schienen uns aber nicht zu bemerken. Unser Wegweiser bat uns, zu eilen und[62] unsere Waffen bereit zu halten, denn es würde eine große Menge Wölfe den vorigen folgen. Wir thaten es, hielten jedoch seine Aengstlichkeit für Feigheit oder für die Folge seiner Wunden, allein es zeigte sich, daß es Vorsicht war. Wir waren kaum auf die kleine Ebene gekommen, so erblickten wir einige Dutzend Wölfe, die an den Knochen eines Pferdes nagten; wir störten sie nicht, und sie ließen uns unbemerkt vorbei. Als wir ungefähr die Hälfte dieser zwei Meilen langen Ebene zurückgelegt hatten, hörten wir links von uns ein verstärktes Geheul, und sahen bald darauf über hundert dieser wüthigen Bestien gerade auf uns zulaufen.

Ich bat meine Gefährten, in zwei geschlossenen Trupps zu halten, und abwechselnd zu feuern, und da jeder von uns sechs Flinten- und Pistolenschüsse bereit hatte, so möchten sie ihre Zeit nicht mit Laden verlieren.

Das Feuer der ersten Hälfte tödtete vier, und verwundete zwölf bis fünfzehn Wölfe, war aber nicht hinreichend, die übrigen zurückzuscheuchen; da ich gehört hatte, daß das Geschrei der Menschen die Thiere zurückschrecke, so thaten wir zusammen einen lauten Schrei, und als wir ihn zum zweitenmal wiederholten, so eilten sie in vollem Laufe davon, welches uns Zeit gab, wieder zu laden, und unsern Weg fortzusetzen.

Es dämmerte bereits sehr stark, und je dunkler es wurde, desto mehr nahm das Geheul in den umliegenden Wäldern zu, und bald bemerkten wir Haufen von mehrern hundert Wölfen von allen Seiten herankommen. Wir setzten uns in Trab, und erreichten das[63] Ende der Ebene, wo ein Hohlweg uns durch das zweite Gehölze führen sollte, den wir aber ganz mit Wölfen angefüllt fanden. Zu gleicher Zeit hörten wir einen Schuß, und sahen bald darauf ein gesatteltes Pferd, von fünfzehn bis zwanzig Wölfen verfolgt, hervorsprengen, welches bald von ihnen eingeholt werden mußte. Die rasenden Bestien im Hohlwege schienen uns mit einer Beute beschäftigt zu seyn, und wir fanden auch nachher die ganz zerfleischten Leichname von zwei Männern und ein todtes Pferd, welche von diesen wilden Bestien waren zerrissen worden, und wahrscheinlich hatte einer von jenen geschossen, denn wir fanden ein abgefeuertes Gewehr neben ihnen liegen, das wir mitnahmen. Da wir hofften, sie noch aus ihren Klauen retten zu können, so wollten wir auf die Wölfe feuern, als sie auf uns losrannten. Zum Glück lagen einige gefällte Bäume in der Nähe, hinter welchen wir uns aufstellten, und abwechselnd auf sie feuerten. Dies geschah viermal, und obgleich wir, da sie so dicht in einander und so nahe bei uns waren, daß sie ihre Vorderpfoten auf die Baumstämme setzten, eine große Menge derselben tödteten und verwundeten, so brachten wir sie nur auf wenige Schritte und kurze Zeit zum Weichen; es scheint, daß unsere vielen Pferde ihren Heißhunger und ihre blinde Wuth vermehrten. Während der Zwischenzeit ließ ich durch meinen Bedienten auf dem vor uns liegenden Balken eine lange Reihe Pulfer streuen, und er war kaum damit fertig, als die Bestien eine neuen Anfall wagten, der ihnen aber sehr übel bekam, denn die schnelle Entzündung des[64] Pulfers, bei der jetzt völlig eingebrochenen schwarzen Nacht, verblendete und erschreckte den ganzen Haufen, daß er sich zurückzog, und eine Menge verbrannter Bestien zurückließ, über welche wir mit dem Säbel herfielen, nachdem wir noch eine Generalsalve auf die Abziehenden, mit einem lauten Schrei begleitet, gethan hatten, der in den nahen Wäldern wiederhallte, und unsere Feinde völlig zerstreute, und das Geheul der Verwundeten schreckte sie ab, wieder zu kommen; zwar hörten wir bei Fortsetzung unserer Reise ihr Gebrülle immer fort, und es schien uns sogar, sie in der Nähe lauernd zu bemerken, doch kamen wir nach einer Stunde, ohne weitern Zufall, aber nicht ohne Besorgnisse in dem Dorfe an, wo wir die Nacht zubringen wollten, und wo Alles unter den Waffen stand, um sich und ihre Heerden zu vertheidigen, welche in den vorhergehenden Nächten durch Wölfe waren beunruhiget und zum Theil beschädiget worden.

Unser Führer befand sich des folgenden Morgens so übel, daß er uns nicht weiter begleiten konnte; nachdem wir ihn reichlich bezahlt und einen andern gedungen hatten, reiseten wir nach Toulouse, wo wir weder Schnee noch Wölfe, sondern einen blühen den, weit ausgedehnten Garten und fruchtbare Gefilde fanden. Als wir unsere Reiseabentheuer erzählten, war man eben so sehr erstaunt, daß wir einen Führer fanden, der kühn genug war, uns zu leiten, als daß wir so glücklich durchgekommen waren, und man tadelte es sehr, daß wir vom Pferde gestiegen waren, weil dies die Wölfe nur dreister gemacht habe; hingegen lobte[65] man meinen Einfall, Pulfer zu streuen und zu entzünden, und schien diesem allein unsere Rettung zuzuschreiben. Uebrigens wären dergleichen Zufälle in dieser Jahreszeit nichts Ungewöhnliches. Indessen machte dies einen so tiefen Eindruck auf mich, daß ich diese Gefahr für eine der größten ansehe, die ich während meinem ganzen schicksalvollen Leben erfahren habe, und nie vergessen werde; auch wollte ich lieber zehn Seereisen thun, als noch einmal diese Gebirge, in einer solchen Jahrszeit bereisen, wenn ich auch jede Woche einen Sturm ausstehen müßte.

Ich hielt mich nicht lange in Paris auf, sondern reisete nach Calais, setzte von da nach Dower über, wo ich den 11. Jenner 1688, bei der größten Kälte, eintraf. Noch denselben Tag reisete ich mit der Post nach London, wo ich den andern Tag gesund, aber mich nach Ruhe sehnend, anlangte.

Meine erste Verrichtung war, meiner alten Freundin, der guten Wittwe, einen Besuch zu machen, ihr alles zu erzählen, und in welchen glücklichen Um ständen ich mich jetzt befände, woran sie den innigsten Antheil nahm. Dann gab ich ihr eine Versicherung für eine lebenslängliche Rente von jährlich hundert Pfund Sterling, und einen Empfangschein für das, was sie mir noch schuldig blieb. Hierauf bat ich sie, meiner Haushaltung vorzustehen, da ich wegen ihrer so oft erprobten Güte, Redlichkeit und Klugheit Niemand in der Welt wüßte, der so sehr mein Zutrauen verdiene und besitze, wie sie. Sie nahm den Vorschlag mit Freuden an, und zog nach wenigen Tagen zu mir, in eine schöne,[66] geräumige Wohnung, die ich gemiethet hatte. Sie war meine Rathgeberin, und ihr allein hatte ich's zu verdanken, daß, nachdem meine Wechsel bezahlt waren, ich mein ganzes Vermögen in Sicherheit brachte; keine Sorge, keine Mühe war ihr zu groß, wenn sie mir eine Gefälligkeit, einen Dienst erweisen konnte.

Zu gleicher Zeit sandte ich auch meinen Schwestern jeder hundert Pfund Sterling, mit dem Versprechen, ihnen diese Summe lebenslänglich als eine jährliche Pension zu versichern. Meine beiden Neffen nahm ich unter meine Vormundschaft. Da sie beide einiges Vermögen hatten, so ließ ich den ältern als einen Mann von Stande erziehen, und sorgte dafür, daß er diesen Stand behaupten konnte. Der jüngere hatte Neigung zur Seefahrt, und da ich aus Erfahrung wußte, wie unwiderstehlich sie ist, so anvertraute ich ihn einem braven und geschickten Schiffskapitän, mit dem er einige Reisen nach Westindien that, und da er nach fünf Jahren, als ein talentvoller, unternehmender und tapferer Seemann, dessen Zufriedenheit und Lob verdient und erhalten hatte, so empfahl ich ihn einem reichen Handelsmanne, der ihm die Führung eines seiner Schiffe anvertraute.

Während dem ersten Jahr meines Aufenthalts in London dachte ich oft an meine Pflanzung in Brasilien, und an die Nothwendigkeit, mich selbst dahin zu begeben; allein ich war jetzt ein besserer Christ als ehmals, und konnte mich nicht entschliessen, Gebräuche einer Religion mitzumachen, zu der ich mich nicht bekannte; dann hatte das Land, die Gesellschaft und die Lebensart wenig Annehmlichkeiten für mich, dagegen[67] empfand ich die meiner jetzigen Lage in ihrem ganzen Umfange, so daß ich mich entschloß, lieber meine Pflanzung zu verkaufen. Ich schrieb deßwegen an meinen treuen Freund und Rathgeber in Lissabon, bat ihn um seine Meinung und seinen Beistand. Er antwortete mir bald, daß der Verkauf nicht die geringste Schwierigkeit haben würde, und er hielt für das Beste, sie ohne Umstände den Erben meiner Faktoren anzutragen, welche zur Stelle wohnten, reich, und ohne Zweifel erfreut wären, diese Besitzung an sich zu bringen, und mehr als Andere dafür bezahlen würden. Dieser Rath schien mir so verständig, daß ich einwilligte, und acht Monate nachher schrieb mir der Kapitän, daß mein Antrag angenommen worden, und wenn ich mit dem Preise zufrieden wäre, ein Kaufmann in Lissabon den Auftrag habe, mir 330,000 Stücke von Achten auszubezahlen. Ich nahm das Anerbieten ohne Bedenken an, unterschrieb die in Lissabon ausgefertigte Verkaufsakte, und sandte sie ohne Zeitverlust an meinen Freund mit dem Auftrage zurück, das Kapital der ihm zugesicherten Rente zu behalten, und mir den Rest zu übermachen, welches auch in sehr kurzer Zeit durch gute Wechsel geschah, und nachdem ich auch diese Summe in Sicherheit gesetzt, lebte ich in London glückliche Tage.

Ohne Zweifel wird jeder meiner Leser glauben, daß ich nun dieses ruhigen Glücks, zu dem ich erst in meinem sechsundfünfzigsten Lebensjahre gelangte, bis an meinen Tod unveränderlich genoß, ohne mich fernern Besorgnissen, Beschwerlichkeiten und Gefahren bloßzustellen. So vernünftig aber diese Vermuthung[68] ist, so wenig war ich's selbst. Eben diese geschäftslose Ruhe, nach einem so arbeitsamen Leben, war Ursache, daß ich mich wieder nach Beschäftigungen sehnte. Ich war eines thätigen Lebens und des Reisens gewohnt, hatte keine Familie, keine Freunde und wenig Bekannte, war reich, gesund, und für mein Alter voll Stärke und Lebhaftigkeit. Kein Wunder also, daß ich wieder entfernte Reisen unternahm.

Fußnoten

1 Moidoren sind eine Goldmünze (Moeda doura Lisbonnina) von 4800 Reis – 33 francs de France.


Quelle:
[Defoe, Daniel]: Der vollständige Robinson Crusoe. Constanz 1829, Band 2, S. 47-69.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Robinson Crusoe
Robinson Crusoe: Der Bücherbär: Klassiker für Erstleser
Robinson Crusoe: Erster und zweiter Band
Robinson Crusoe (insel taschenbuch)
Robinson Crusoe
Robinson Crusoe: Roman (Schöne Klassiker)

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Flucht in die Finsternis

Flucht in die Finsternis

Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«

74 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon