Abend

[131] Ist das nicht das Dritte Reich?

ach, mein grauer Pilger, säume!

Bannt dich nicht der dunkle Teich,

über den die Lilienbäume

ihren süßen Atem breiten?

Und schon naht der Elefant,

drauf der Buddha Ewigkeiten[131]

über unsre Seelen spannt.

Ja, mein Pilger: spiele! träume!


Pilgerin, mir kommt ein Bangen;

siehst du nicht im bunten Laube

jene großen Schlangen hangen,

die mir fremd sind? und ich glaube,

daß sie Träumern Unheil brüten.

Ahnst du nicht, wonach ich suche?

nicht nach üppigem Geruche;

laß uns wachen, Pilgerin.

Brich dir eine dieser Blüten,

und, im Haar die weiße Blume,

folge mir zum Heiligtume,

nimm die Ewigkeit da hin ...

Quelle:
Richard Dehmel: Weib und Welt, Berlin 1896, S. 131-132.
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