Das richtige Pferd

[36] Von Paula und Richard Dehmel


Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd,

mein Schaukelpferd ist garnichts wert,

es hat so steife Beine;

es stampft nicht, frißt nicht, wiehert nicht,

und macht solch ledernes Gesicht,

es weiß nicht, was ich meine.


Wenn mir der Weihnachtsmann ein Pferd,

ein wirklich richtiges Pferd beschert,

dann reit ich über die Brücke,

und reite durch den Kiefernforst

nach Vehlefanz und Haselhorst,

und noch fünf große Stücke.


Dann bin ich mitten in der Welt;

da such ich mir ein Haberfeld

und lasse mein Pferdchen grasen.

Und dann, dann reit ich ans Ende der Welt,[36]

wo der Riese den Regenbogen hält,

und – schick euch 'ne Ansichtspostkarte.

Quelle:
Richard Dehmel: Gesammelte Werke, Band 6, Berlin 1908, S. 36-37.
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