Zehnter Auftritt.

[236] Fernes Donnern, es dunkelt.


LANDRATH allein. So ist es gut, nun bin ich entschieden. Nun ist mein Verhältniß hier abgethan, Glück und Lebensfreude aufgegeben, nun ist es gut. – Ich will mich nun einbauen gegen alle Menschen, Veltin soll eine Einsiedelei[236] werden. Ich tauge nicht für die Geselligkeit, ich tauge nicht für das Leben, längst hätte ich es wissen sollen; der Fluch der Lächerlichkeit wird mich immerdar verfolgen. Hab' ich nun so lange für einen ehrbaren Menschen gegolten und in dem Momente, da mein Lebensglück auf dem Spiele steht, muß mich der Satan plagen, Kapriolen zu schneiden wie ein Affe. O wer kann sagen, daß er seiner selbst gewiß ist! Alle Tugend, alles Wohlverhalten dauert nur, bis uns die Versuchung die Schlinge um den Fuß gelegt, dann liegt der Held da. – Ha es donnert heran, und der Regen kühlt meine Schläfe, so lebt doch noch in der Natur ein Mitgefühl für meine Qual. – Ich will fort, ganz fort aus dem Kreise der Gesittung! Ich will Veltin verkaufen, nach Amerika ziehen, in die Urwälder, wo mich Niemand kennt, wo mich nichts mehr beschämt. Da will ich mit meinen Sklaven mich verbrüdern, da will ich die Wälder ausrotten helfen, alles edlere Verlangen in harter Arbeit ersticken, und froh seyn, wenn in Schweiß und Entbehrung das verpfuschte Leben zu Ende gebracht ist.


Quelle:
Eduard Devrient: Dramatische und dramaturgische Schriften, Leipzig 1846, S. 236-237.
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