7. Helvetia

[212] (Zum eidgenössischen Schützenfest in Genf.)


Wandelst fort und fort,

Stolze Schweiz, auf deiner lichten Bahn;

Baust auf Gott, wenn deine Feinde nah'n,

Nicht auf Menschenwort.


Großes ist geschehn,

Und in deiner freien Berge Luft

Soll kein böser Geist aus finstrer Gruft

Wieder auferstehn.


»Mutig aufgeschaut!«

Hunderttausendfacher Büchsenknall

Zu den Eidgenossen überall

Bringt den Donnerlaut,


Und wie wunderhold

Lemans blauer Flut ein Bild entsteigt,

Das durch Pulverrauch sich niederneigt

Aus der Wolken Gold.
[213]

Von der Alpen Fuß

Hin zu dir, Helvetiens Lust und Zier,

Und zu deinem friedlichen Turnier

Fliegt mein Sängergruß.


Doch, o Mutter Zeit!

Herzen, die dein milder Hauch belebt,

Stähle, wenn sich fremde List erhebt,

Waffne sie zum Streit.


Rufe sie zur Pflicht,

Vaterland! und deiner Söhne Bund

Folgt dem weißen Kreuz auf rotem Grund

Durch die Nacht zum Licht.


(Bern, Juli 1887.)


Quelle:
Ludwig Ferdinand Schmid: Dranmor’s Gesammelte Dichtungen, Frauenfeld 41900, S. 212-214.
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