LX.

Eine Verstopfung des Urins verursachte eine Schlafsucht.

[125] Das Gehirn leidet oft die Strafe der Uebel, mit welchen die Blase behaftet ist. Ein Soldat litte an einer Verstopfung des Urins, die Blase war völlig angefüllet, und gieng doch nichts weg. Der Kranke fiel in eine Schlafsucht, und blieb fast drey Stunden lang ohne Empfindung und Bewegung; nach diesem erwachte er ganz ruhig, und genoß diese Ruhe drey bis vier Stunden lang: auf diese Stille folgte wieder die Schlafsucht; und nachdem man der Blase vermittelst der Sonde Luft gemachet hatte, so hörte diese Abwechslung der Schlafsucht und der Gesundheit auf. Mithin litte dieses Gehirn blos durch die Sympathie, denn wenn der Trieb des Urins in dieses Werkzeug der Empfindung gewirket hätte, so hätte die Schlafsucht[125] mit diesen ruhigen Augenblicken nicht unterbrochen seyn können, sondern selbige müste beständig fortgedauert haben.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 125-126.
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