Es ist nit alles goldt das gleißt.

[28] Goldt ist das edelste metall auff erden / daß es auch vom feur nit kan verzert werden / welches feur doch sonst all ding verzert. Dē gold wirt vergleicht das beste auff erden / als ehr / redlicheyt / tugent / erbarkeyt / frommkeyt / vnnd alles was gůt ist auff erden. Zu dem so hat Messing wol einn schein als das gold /vō ferne hinzu / Vnn ist in Teutschlanden den Goldt schmiden verbotten / sie sollen keinn Messing übergulden / dann es macht grosse triegerei vndern leuten / die solchs verguldt Messing für eitel gold: würden ansehen. Also gleißt in eusserlichem ansehen offt etwas / als wer es reyn lauter gold / aber im grund ists eitel betrug.

Wann wir nun iemands warnen vor eim andern /des böse tück wir nicht melden wöllen / so sagen wir: Es ist nit alles goldt das da gleißt / das ist / hüt dich vor jm / er wirt dich betriegen Darumb eben wie Messing / wann es ins feur kompt / verzeret wirt / vnnd mag das nicht erleiden / Also auch kan der schein vnn das gleissen der gedichten erbarkeyt in der not nit bestehn / sonder můß sich selbs ereygen / vnn ann tag geben / vnd mit schanden bestehn. Es stellt sich mancher als sei er getrew vnd redlich / nimpt sich an grosser freundtschafft / ist eitel goldt / er wil stehn / es gehe zu glück oder schaden / aber in der not weicht er zuruck / vnd kan das feur nit leiden.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 28.
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