Es geht mehr liebs ghen kirchen / dann schöns.

Suum cuiq; pulchrum. Si quis amat ranam, ranam putat esse Dianam.

[61] Mann findt kein scheutzliche bůlschafft. Einn jeden dunckt sein Eul ein Falck sein.

Venus vnd Cupido werden blind gemalet / darumb daß sie die jrn blenden / alle vernunfft hinnemen / daß der narr der närrin nachlaufft / als sei sonst niemand auff erden. Sequitur captiuus amantem. Schilcht sie /sie liebäugelt jm. Hat sie einn hofer / es steht jr das böghälslin[61] wol an. Da sol ewig nicht dann lieb vnnd trew bei jn sein. Es geschicht aber offt ehe ein Monat hinkompt / vnnd nach Venus todt / jn die augen wider auffgehn / daß je eins wolt das ander were ein wolff /vnnd lieffe zu holtz. Es ist auch not daß Venus blind sei / vnnd blende / wer wolt sonst in die Ehe kommen. Also můß mann den narren über den dölpel werffen /vnd ein specklin auff die fallen legen / daß sie darnach hinein gehn / vnnd gesangen werden / wie ein mauß in einer fallen. Solt mann den last sehen vnd betrachten / der sich in der Ehe mit den jaren zůtregt /welche Königin wolt jrem König gefallen. Da würden alle bůlliedlin zumal auffhören / vnnd Inuectiuen drauß werden. Nun aber setzet Venus den jren solche brillen auff / dz je ein Bintzger baur einn eyd schwüre / es wer kein schöner bild auff erden / dann ein Bintzgerbeurin / mit einem grossen kropff / solt sie den nit haben / er meynt sie were ein genskrag / vnd hett jr glider nit alle. Also bleibt Marcolfo sein viereckechts weib die schön Helena / vnnd gehet eben so vil liebs als schöns ghen kirchen / vnd duncket je die Eul / sie hab die schönsten kinder. Dise thorheyt solt mann nit vmb alle schätz auß der welt kauffen / dann so mann diß leben allweg mit weisen offnen augen ansehe /fünd mann kein růh / frid / noch seligkeyt drinn / sond eitel bitter gallē. Vnn bleibt war dz Salomon Eccle. j. sagt: Wer vil weyß / můß vil leiden / vnnd bei viler kunst vnnd weißheyt ist vil vnnutz. Aber das wöllen wir nit haben / sonder gsellen bleiben / vnd das vöglin lassen sorgen / so bleibt die Greta schön / vnnd diß leben guldin.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 61-62.
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