Ein böse zung richtet alles vnglück an.

[84] Salomon sagt / daß leben vnnd sterben in der zungen henden stehen. Gleich wie die zung / so Gotts befelh verkündigt / durchs gehöre den glauben vnn die seligkeyt wircket / Also verderbet widerumb ein böse zung / so ein falsche lehr füret / die seel der menschen /vnnd wirckt das verderben.

Dises wort gehet am höchsten an / die im Lehrampt sein / vnd in Fürsten vnd Herrn räthen / dauon sagt Salomon: Wer seinen mūd bewart / der bewart sein seel / Wer aber mit seinem maul heraußferet / der wirt erschrecken.

Ein böse zunge bringt manchen vmb leib / leben /ehr vnd gůt.

Ein groß schiff wirt durch ein kleyn růder regiert in vngestüme des Meeres vnnd der winde / Also ist die zung ein klein glid / vnd richtet grosse ding an. Ein kleyn fewr entzündet einen grossen wald.

Gott verbeut im gesetz Mosi / daß mann kein falsch zeugnus reden sol wider jrgent einen menschen / Dann so bald etwas geredt[84] wirt / so werden vil leut gegen denen / vonn welchen das zeugnus außgehet /verbittert / vnd gedencken übels von jn / thůn demselbigen vnrecht / Die natur ist also vergifft / daß sie vil lieber höret reden von einem andern böses denn gůts /Darumb will Gott / daß man wider die boßheyt der natur / seinem gebott volge / vnd von einem jeglichen das liebste vnn das beste red. Es ist diß laster sonderlich vnd vil vnder den weibern / da eine die ander zur banck hewet / vnd übel außrichtet.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 84-85.
Lizenz:
Kategorien: