Gůte tag zutragen / müssen starcke beyn sein.

[135] Das ist der gröst jamer / schwacheyt vnnd arbeyt seligkeyt auff erden / dz der mensch von natur so letz vnnd schwach ist / daß er kein gůtthat / liebe / trew /reichthũb oder gůt glück / leiden kan / sonder wann jhm zuwol ist / kocht er jm ehe selbs einn hagel / vnd ist noch kein so starck beyn gwesen / das gůte tag tragen habe. Liß alle histori / vnn hab acht / ob mann ie einn[135] freundtlichen herrn / gůte jar / gnädigen wolthätigen Gott / die warheyt / das liecht / liebe vnnd trew /hab leiden mögen / Das volck ist nie ärger gwesen /dann zur zeit der Prophetē vnd Apostel / da man sie auffs trewlichst manet vnnd sůcht. Es ist nie übler vmb die welt vnnd Sodoma gestanden / dann da sie aller ding einn überfluß in all jhrem můtwillen hetten / das wan jhr verderben / Eze. 16. Gene. 6. Salomoni / sagen die Leerer / habe sein glückmehr geschadet /dann sein weißheyt genutzt. O es ist ein groß / sagt Augustinus / mit dē glück kempffen / noch ein grössers / hie nit erligen / hie fallen allweg eh zehen tausent vō der rechten / dann dort von der lincken im creutz / zehen.

Das ist ie ein jämerliche schwacheyt / daß vns Gott nicht lieben / noch dem fleysch nach / gůts thůn kan oder darff. Welche fraw ist / die einn frommen mann leiden kan / so bald sie das spürt / halt sie jn / wie die frösch den ploch / für einn narren. Welcher mann ist so starck / daß er ein fromm weib erkenn vnd leiden mag / Wann der besem verkert wirt / sihet man erst warzů er gůt war. Es darff kein vatter seinn kindern gůts thůn wie er gern thet / sie mögens nicht leiden /Darmit sie nun nit verderben / nimpt er das widerspil für die handt / růten / schelten / arbeyt / saur sehen /rauhe wort / elend. Da tregt dann der Esel seck / ledig thet er keinn gůten trit / also daß man spricht: Cresus der König Lidie hett in eitel glück der aller seligest /was er wolt / das mocht er nit leiden noch ertragen /Bracht Cyrum den König Persie wider sich inn harnasch / der macht jm den garauß. Den glückhafftigen sig mocht Cyrus auch nit leidē / er gumpet / biß er auch in angst vnd not kame / von Alexandro Magno erlegt / dem gieng es zuletst auch also / vnnd hat das glück alle König überwunden vnn gestürtzt. Vnnd ist nie keiner gwesen / der sich ie selbs / vnnd sein glück vnnd affect (sonderlich so es geyl vnnd můtwillig gewesen) überwunden hab / ob wol vil / vil mit sig erlegt haben. Wann dem Esel zuwol ist / so geht er auff einn eiß / vnd bricht ein beyn entzwey. Summa / wen das glück verderben wil / dem zärtelt es wie ein můtter.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 135-136.
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