Ansehen thůt frewen.

Amor ex aspectu.

[140] Was das aug nicht sihet / beschweret auch das hertz nit. Die liebe kompt von sehen. Man spricht: Auß den augen / auß dem sinn / So můß folgen / In den augen /in dem sinn.

Darumb wächßt die liebe im gesicht / vnd fahet die liebe vnnd das bůlen hie an / Da alle sünd werden eintragen / also steigt auch der todt zu den fenstern der augen hinein. Also wirt auch die liebe / nit die Göttlich / so von innen herauß quillet / sonder die liebe diser welt von aussen hinein tragen. Dann die falsche augen des fleysches müssen vor sehen das sie gelustet / darauß entspringet dann die liebe / Gleich wie das hertz voninnen Gott sehen vnn erkennen (der můß sich vnsern innern augen offenbaren vnd fürstellen) můß / soll es jn lieben. Das ists das Joannes sagt / 1. Joan 2. Alles was inn der welt / ist eintweder ein lust der augen / begird des fleysches / oder hochmůt des lebens. Was man nit kennet / das begert niemandt. Was auß den augen / ist[140] gar leicht auß dem sinn /Was eusserlich herkompt / klebt / vnnd eintragen wirt / das můß auch eusserlich gepfläntzt vnd erhalten werden. Wann das fewr kein holtz mehr hat / so er lischet es. Lieb on gesicht / gar leicht zerbricht. Die augen lassen gar leicht fallen was eintragen / so sie nit täglich hungerig wider gefüllet vnd geweydet werden. Die recht lieb Gottes aber / hat Gott on vnderlaß vor augen / darumb besteht sie auch in aller not vnd tod /Rom. viij.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 140-141.
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