Je mehr der geitig hat / je mehr jm abgaht.

Auarus non impletur pecunia.

[147] Der gewinnt mit geben / der wirdigen gibt. Der milt hat allein / das er geben hat.

Der geitzig nimpt sich arm. Der gern bezalt / der reichet. Der gibt / der lebt. Der Gottseligen außgeben ist ein eintrag / Der gottlosen eintrag ein außgeben.

Das gemüt ist arm oder reich / nit die kist. Gott berath die seinen übernacht. Es kan kein narr reich sein. Es sind vil reicher betler auff erden.

Gott / des werck eitel wunder ist / vnnd der nicht thůn kan dann wunderwerck / handelt so wunderbarlich vnder den menschen kindern / wer seiner werck acht hat / Psalm. xlvj. lxiiij daß die gantz welt nit weyß sihet oder glaubet / wer reich oder arm / übel oder wol ligt / lebt / ißt / etc. vil oder wenig hat. Gott kan jrs so frei verschlagen / vnder den augen verkeren / daß eben die bettler sind / so die gantze welt für reich haltet. Was ist ärmer dann eines geitigen mans hertz / der vil hat / vnd aber jmmer zů auffgienet wie die hell / dem nicht gnůg werden kan / den sein vnglaub vnd armůt also vexiert / daß er sich etwa drumb hencken darff. Also müssen martern vnnd feind sein alle creaturn den gotlosen / der nit in Got reich ist /Luc. xij. Es můß doch nicht sein sein / vnnd der nicht haben / der Gott nit hat / ob er gleich alles haben gesehen wirt / so můß es jn doch nit sättigen / befriden /frucht bringen / oder gůt thůn / sonder mitten in der reichtumb můß er in armůt sitzen / wie die Poeten von Tantalo vnd Mida dichten / vnd ja jr gůt nit jr / sonder wider sie sein / vnnd auch Gott / wie auch sie wider Gott. Wer nun von Gott kert ist / von dem keren sich alle ding / weil all ding mehr in Gott weset / steht vnd ist / dann in vnd auff jm selbs. Seitemal aber der gottloß die lehr eitel creatur er greifft auß Gott / so trischt er nicht dann ein lehr stro / vnd meynet er hab / so er doch nicht schaffet / dann den schein / vnnd[147] alleyn dem schatten nachiagt Diser jamer ist so groß vnd gemeyn bei allen menschen kindern / daß er nit gnůg zubeweynen ist. Sie haben denkern vnd das wesen der ding vnn creatur nicht / ich meyne Gott / darumm gehn sie nur mit den schalen vnd lehren hülsen vmb /vnnd kan sich nit sättigen / befriden noch vernůgen /wie billich / darinn Gott / das wesen / nit wirdt ergriffen. Es můß alles den besitzer nur martern / arm vnd vnrůwig machen (wil geschweigen / daß sie jn damit gůte tag solten schaffen wie Eutrapeles erkennt hat /welcher so er sich an seinem feind auffs höchst rechen wolt / gab er jm reichthumb / gewiß dz er jm sein singen / gůten můt vnd tag damit wolt wehren / nider legen / vnd hiemit geben ein vntregliche bürd / der sorgen / angst vnd not.

Widerumb die Gott haben / vnnd in Gott reich /jhren schatz vergraben haben / die seind reich / ob sie ja nicht im schein hetten. Alles ist jr / deren Gott ist /sie haben ein gůt gewissen / ein rüwigs vernügtes hertz / gewiß daß sie nit können mangel leiden / es müste sie eh der lufft speisen / Vnd ob sie gleich nit vil vor augen im vorrath haben / so ist doch Gott jr brotmeyster vnn kastenvogt / der jn täglich souil herfür thůt / so vil sie von nöten haben / Mar. x. Sie haben in Gott jhr nest vnnd Datum gesetzt. Darumb seind sie frölich von hertzen / Psalm. iiij. xvj. gůtes gewissens vnnd milter handt. Gewiß daß keyne armůt ist / wo mann Gott hat vnd förcht / sonder wie Dauid Psal. xxxiiij spricht: Die reichen müssen hunger vnd kummer leiden / die aber Gott sůchen / keinn fehl vnd abgang haben / Ob gleich armůt da ist / so ists doch jnen kein armůt / sie seind die nicht haben / vnd doch alles besitzen / ij. Corinth. vj. Das wissen sie / das glaubt jr hertz / drumb ist es frölich / vnd darumb gibt jr fröliche handt jmmerzů anhin / gewiß daß sie damit dem Herren wůchern / Prouer. xix. xxviij. Deut. xv. vnd daß sies nit baß anlegen / vnd damit handeln vnd wůchern mögen / weils jn der Herr hundertfeltig wider zulegen / auch hie in diser zeit / versprochen hat /Mar. x. Gewiß daß dem geben wirt / der gibt / vnd daß sie sich reich gebē / vnd mit geben außspenden vnd handeln (nit vmb gelt / sonder vmb Gottes willen) reich werden müssen / wie der mit den fünff vnd zehen pfund im Euangeliō / Der aber das sein alleyn behielt / nit anlegt / sonder eingrůb / damit kam er eben drumb / daß es jm gar genommen ward / auch das er hette / auff das war bleib: Wer hat / dem wirt noch mehr gehen.

Also werden dise mit sparen zu beitlern / Matthei xxv. jhene mit geben reich / dann des Herren segen /so alleyn reich machet / Prouerb. x. ist ob jhn / darumb spricht Salomon: Etlich theylen jr eygens auß /vnnd werden je reicher. Die andern raspen auch das nicht jhr ist / inn jhren sack / vnnd werden nur ärmer /Prouer. xij. Dann auß gebend nimpt der ein /[148] der eim wirdigen / das ist / benötigten / gibt / wie jhener Heyd erkannt hat: Also daß der Gottseligen außgab ein eintrag / wie widerrumb der gottlosen eintrag ein verlust ist.

Das aber die welt nit sihet / wie jrs Gott vndern händen / in der kisten / hertzen / vnd auff dem kasten nimpt / so sies schon haben / daß es jn kein gůt thůt /vnnd habende nichts haben / wie Salomon Prouer. 13. spricht: Es ist ein reicher der nicht hat / Widerumb seind etlich arme in grosser reichthumb. Warlich habend hat nicht der geitzig / Was soll glück vnd gelt on brauch / gůt on můt / Ja das nur vnmůt machet. Widerumb der ein reich gemüt hat / vnd mit seinem glück zufriden ist / der hat mitten in der armůt gnůg /wie man spricht: Es hat niemand gnůg / dann der sich vernügen laßt / Darumb ist nit der seckel / hauß / kist / vnd kast / lehr / voll / reich oder arm / sonder das gemüt vnd die achtung. Niemand ist arm dann der ein vnersätlich allzeit betlend gemüt hat / dem nichts gnůg ist / vnd der sich allzeit arm vnnd dürfftig achtet. Also auch allein die achtung vnnd das gemüt reich / wie man spricht: Es ist ein ding wie mans acht. Dem Gott ein reich hertz vnd frölich gůt gewissen gibt / der ist reich / auch mitten inn der armut / Gott geb er habe was er wöll. Disen jamer vnd eitels wesen / hat der Prediger Salomon sonderlich cap. 37. vnnd durchauß hoch erwegen / behertzigt / vnnd mit gar tieffen augen angesehen / wie es so wunderbarlich zůgehet vnder den menschen kindern / Psal. 46. 64. daß niemand kan wissen wer reich oder arm sei / vnd alles vil anders ist / dann es von aussen inn weltlichen augen vor den menschen scheinet vnnd angesehen wirt.

Summa / hab was du wilt / hab kisten vnd kasten voll / wann dein hertz noch nit ersättigt / weiter greifft / vnd du deinn begirden nit ein zilsteckest / Ja nit in Gott reich bist / so hast du warlich habend nicht. Darauß folget ie daß kein gotloser reich sein mag sonder allein der weise vnd Gottfromm reich ist. Der allein vernüger / Ein hertz voller güter vnnd Gott hat / vnd jn nit anders duncket (wie es dann war ist / 1. Corin. 3.) der gātz erdboden sei sein / auch alles was die gottlosen haben vnnd besitzen / vnd doch nit jhr ist /sonder alles Gottes vnnd der seinen. Es kan doch keiner mehr haben vnd brauchen dann er bedarff / was er weiter thůt / das ist sein schad / vnnd ein mißbrauch.

Wann gleich der erdboden aller mein were / vnn alle creaturen vor mir stünden / so kan ich doch nur an eim kleinen örtlin vnnd winckelin der welt sein /vnd ein wenig creaturn zur füll vnd hüll brauchen /vnn niemand mehr tragen kan dann er mag / also kan niemand mer baben vnn brauchen dann jm von nöten ist. Diß haben die Gott frommen gnůg versehūg / ob gleich kein vorradt vorhanden ist / so ist doch Got jr brotkifr vnnd profandmeyster / der thůt jhn täglich[149] herfür / so vil von nöten ist / so seind sie frei on sorg /vnd dörffen nit schwer dran tragen / als die all jrs lebens narung auff ein mal auff sich laden / mit angst /not / vnd sorgen überkommen / besitzen / vnn verlassen. Wie reich nun dise seind in jrem sinn / hertz /achtung vnd můt in Gott / auch mitten in der armůt vnd todt / So blůtarm seind dargegen alle gottlosen /inn jhrem můt vnd achtung on Gott / auch mitten in allem überfluß / Vrsach: Sie seind nit inn Gott reich /sonder allein creatur reich / müssen immerzu förchten es zerrinne jn / künnen mit der eitlen creatur nit zufriden kommen / den můß eben zerrinnen / Lise Hiob cap. 20. mit fleiß. Dann was der gottloß förchtet / das soll vnd můß jm auff seinn kopff kommen / Prouer. 10. Die creatur soll jhn nit dienen noch gůts thůn / sie sollen nimmer keinn gůten tag / růh / vnnd můt haben / wie sie ausser Gott in der creatur gern haben wolten / sonder es soll alles wider sie sein / dz sie die creaturn nur mißbrauchen müssen / vnnd eintweder mit grosser marter zusamenscharren / nacher die überkommen / eingraben vnd bewaren. Zuletst mit grösserm leiden verlieren / vnn on brauch hinder jn lassen / Eccle. 6. Oder sie müssen mit grossem schaden jhre leib vnd seel verschwenden / tag vnn nacht doll vnd voll sein / vnd kein rüwig hertz nimmer haben / sie sollens auch nicht glauben / wanns jn iemand sagt /sie seien arme leut / sonder die narren selbs wol wehnen / vnd sich für reich / vnd gůt leben haben / schätzen / vnnd gar nicht verstehn / daß der arm Lazarus vor des reichen manns thür / reicher gewesen ist /auch hie in diser zeit / dann der reich mann droben hinder dem tisch / der in seinem purpur gewand kein růh habende / ein rauschend blat forcht / vnn ein böß arms gwissen hett. Zuletst daruon in die hell můst /Luc. 12. 16.

Daß sich aber die frommen / so mit den gaben Gottes handeln / vnd das jn Gott geben hat / anlegen /außspenden / mit jrem nächsten gemeyn machen / daß er neben jn hinkomme / 2. Corin. 8. Exo. 16. sich reich geben / vnnd mit außgeben allein gewinnen /haben sie gnůgsam trost vnnd zeugniß der schrifft /daß Gott allweg die milten benedeiet / ob sie gleich eusserlich nit vil / doch gnůg haben / vnd nit mehr begeren noch wünschen. Derhalben auch die rechten reichen seind in Gott / die nichts haben / vnnd doch alles besitzen / heymlich mit Christo / das die gantz welt nit gewar wirt. Wer sihet Christum zu Hierusalem vnn Bethleem an / daß das land sein sei / vnd alles drinn / so verborgen füret er sein reich / gewalt / hab /gůt / vnd herrschafft. Also geben dise immerzu anhin / vnd haben nimmer keinn mangel / Prouer. 28. Ir kast vnnd keller ist voll / ob schon nichts drinn ist / weil Gottes segen drinn ist / der täglich / souil man bedarff / gnůg schaffet / vnd jr vorradt vnd brotmeyster ist /der herfür thůt / so vil von nöten ist / drumb ist jhr hauß[150] voll / vnd kein mangel drinn / Widerumb der gottlosen leer / ob schon alles voll stecket / weil jhr betlerisch hertz nit vernüget / vnnd sie arm mitten in der reichtumb seind / vnd bei habenden dingen darben / arm seind / vnd nicht haben. Die welt soll diß nit sehen / vnd soll doch war sein / vnd ewig bleiben /daß der gerechtē same wirt gewaltig sein auff erden /vnd jr geschlecht gesegnet werden / wie Dauid Psal. 212. sagt: Reich thumb vnnd fülle wirt in des gerechten hauß sein. Dann ein frommer mann ist barmhertzig / vnd leihet gern / er theylt sein wahr recht auß /dann er wirt ewig bleiben / etc. Er strewet auß / vnn gibt den armen / sein horn wirt er höcht mit ehrn / etc. Weiter in Prouerb. Die gerechten werden den erdboden bsitzen / vnd das land allein innen haben. Item Prouer. 13. Der gerecht hat allzeit gnůg / der bauch aber der gottlosen můß verschmachten. Item Prouer. 11. Die milte hand so iederman benedeiet / můß gnůg haben / vnnd der füllet / můß erfüllt werden. Dem aber der sein treyd auff dem boden behalt / wirt das volck flůchē / der segē aber über das haupt des verkauffers / etc. Item Prouer. 28. Wer dem armen gibt /der wirt nimmer keinn mangel leiden / vnd der ansich halt / vnd dem bittenden vnwürß ist / můß darben. Lieber wie scheinen dise sprüch war sein: Nun laßt es sich doch ansehen / als haben es die gottlosen alles /Psalm. 37. 73. Abacuc. 1. Hier. 12. Hiob 20. 21. vnd die frommen gar kein glück auff erden / iedermans fůßhader vnd ärgerniß / 1. Corin. 4. Psalm. 33. Nun müssen die sprüch war sein / oder Gottes wort erlogen. Es ist allein der schein der welt / die rauschet daher als hab sies alles. Es kompt vnd thůt jn aber kein gůt / darben mitten in den creaturen / haben darinn kein růh / gůt gewissen / frid / vnd haben also habende nicht dann den schatten / der sich nit brauchē laßt / Das ding aber vnd das wesen der reichthumb vnnd creaturn haben die auffrichten vnd alles in Got ergriffen / ein vernügt voll hertz / gůt gewissen / vnd ist also alles jr / auch das die gottlosen / vnd sie im schein nit haben / Daß also Gott vmbkert / vnd das widerspil mit der welt halt / daß die reichen die armen / vnnd die armen die reichen seind / die alles haben /nicht / vnd die nichts haben / alles haben. Das heyßt ein wunderbarlicher verborgner Gott / der iederman nur gibt / nichts von iemand nimpt / vnnd mit eitel geben / ein herr vnnd reich ist. Deren art seind die seinen / Sie seind gantz der gemeynnützigen göttlichen art / ie mehr sie geben / ie mehr sie haben Also werden sie durch außgeben reich / vnd jhene durch eitel einnemen arm. Christus sagt den Reichen diser welt das himelreich wol halb ab / Matth. 19. Noch diß vnangesehen / wil iederman reich werden / ob ers auch gleich dorn nennet / Luc. 8. vnd Paulus 1. Timoth. 6. den geitz ein wurtzel alles übels / ein anfechtung vnd Teufels strick.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 147-151.
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