Wer schweigt das mann jm vertrawet / thůt daß dann der einn acker bawet.

[176] Diß Sprichwort meldet einen gemeynen nutz / daran des menschen leben gelegen ist / nemlich am ackerbaw / vnd an der Fürsten vnn grossen Herren Räthen /Wann der gemeyn man seines handels wartet / vnd bekümmert sich nit fast mit grossen Regimenten /sonder wandelt in der einfalt / vnnd laßt die Herren des jhren warten / so stehet es recht / vnnd ist frid. Herwiderumb auch / wann die Herren darauff sehen /daß iederman recht vnnd frid widerfar / vnn lassen jr sachē nit weit kommen / so ist aber frid. Wann aber der gemeyn man der Fürsten räth erfert / vnnd die Fürsten haben nit verschwigne räthe / so hebt sich mordt vnd vnglück / vnd ist keins vor dem andern sicher. Wer einn acker bawet / thůt vilen leuten / auch jm selbs gůt / Wer aber schweiget / das mann jm vertrawet / thůt vil grössern nutz. Dann er verhütet offt /daß der ackerman seiner arbeyt warten kan / welcher villeicht verheret würde mit allem seinem gůt vnnd habe / wo diser nie verschwigen were / vnnd das vertrawte schwatzte.

Der Tyrann Geron kundt die wol vmb sich leiden /welche redten was sie wolten / wann es auch wider jn selbs war. Die aber nit bei sich halten kundten was mann jnen vertrawet hett / die kundte er nit leiden. Es ligt sehr vil an verschwignen leuten / wie ich droben gesagt hab / in dem wort: Schweigen ist kunst. Es stehet auch offt an einem rathschlag / wo er verschwigen wirt / das gedeien eines gantzen lands / Es stehet auch wol das verderben eines gantzen lands drauff / wo er außkõpt / wie zuuor auch von der Statt Athen angezeygt ist / vnd dieweil solch gefahr darauff steht / zum gedeien vnd zum verderben / so ist es gefährlich den Herren etwas anders zuuertrawen. Es ist auch gefährlich denen / welchen solchs vertrawet wirt / vnd solten schier sagen / Ir Herren behalt es bei euch. Der König Lysimachus hett einen / mit namen Philippides / sehr lieb / vnd thet jm nur was er haben wolt / vnd[176] da der König auff ein zeit zu jm sagte / Philippides / was sol ich dir von meinen sachen mittheylen vnnd vertrawen: Antwort er: Mein König / vertrawe mir was du wilt /nur daß es nichts heymlichs sei. Diser hat die gefahr nit bestehen wöllen / darumb hat ers auch nit wissen wöllen.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 176-177.
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