Wann Nürnberg mein were / so wolt ichs zu Bamberg verzeren.

[185] Die alten Keyser stifft / vnnd reichen wol versorgten Clöster / die Carolus / Lotharius / vnd die Heinrici /auch Otiones / gestifft haben / seind also zůgerichtet /daß man die jugent / es weren meydlin oder knaben /in Gottes forcht / vnd übung leiblicher arbeyt / geystlich er zucht / vnd Gotsdienst / darauß man zu allen ständen geschickte leut nemen möchte / die in jrm eygen willen gebrochen weren / hetten gelernet ander leuten zufolgen / wie dann auch eben vmb des stucks willen die Vniuersiteten vnd hohen Schůlen von Königen vnnd Keysern mit grossen freiheyten vnn priuilegien begabt seind. Dann die jugent můß man also auffziehen / in allen vnn sonderlichen stunden / ietz diß / ietz jhenes / fürgeben zulernen / allein der vrsach halben / dz jnen jr will / wie gesagt / gebrochē werde /dieweil sie thůn müssen / das sie nit gernthůn / auffsteen wann sie gern schlieffen / schlaffen / wann sie gern wachten / zu Chor gehn / wann sie gern spacieren giengen / vnd folgen wie man sie fürt. Dann solche leut würden[185] gůte Regenten gebē / seitemal sie fein gebrochen / vnnd nit eygensinnig oder eygennützig weren. Sonst wer võ jugent auff / seinem můtwillen gefolget hat / vnd nichts gelernt / dann wie man einn handel füre / liegen / vnnd die leut betriegen / daß man nur reich werd / vnd komme zum Regiment / der wirt gewißlich auß einem gmeynen nutz einn eygen nutz machen.

Diß zeygen der selben Clöster eygen fundationes /daß sie Schůlen vnnd hospital sein sollen. Es schreibts auch Rodericus Zamorensis / Bischoff in Hispanien / im bůch / Speculū mundi genant / das er zůschreibt dem Bapst Paulo secundo / vnd spricht: Daß der Probst vnd Dechant sorg haben sollen in den stifften / wie der Gotsdienst vnd Ceremonien zu rechter zeit sollen gehalten werden. Der Cantor soll die Musica regieren / vnd die andern leeren singen. Der Custos soll gesunde vnn krancke mit den Sacramenten versorgen. Der Scholasticus soll die schůl vnd lernūg in acht haben / daß / wann sie erzogen seind / soll man sie zů höhern sachen / als zů Regimenten brauchen / hauß vnd hoff zu regiern / vnn gůte haußmütter werden. Nun sehe man zů / wie es sich verkeret hat /daß nun ein solcher Gottsdienst drauß ist worden / der alle land außsauget.

Die frommen Keyser haben gemeynet / es solt also bleiben / wie sies geordnet hetten / sonderlich an den orten / da man zu versorgung solcher jugent alles möchte nach vorteyl bekommen / da ein lustiger ort /frisch volck / vnnd ein gůter lufft were / als dann Bamberg ist.

Diß Sprichwort wirt ein gůter zecher erfunden habē / der beider stätt art gewüßt hat. Zu Nürnberg ist ein arbeytsam volck / zu Bamberg ein reicher Stifft / besser vnd näher alles zubekommen dann zu Nürnberg /auch sonst freier leben da.

Am Rhein sagt mann: Wann Franckfort mein were / wolt ichs zu Meyntz verzeren. In Meissen sagt mann: Wann Leiptzig mein were / so wolt ichs zu Freiburg verzeren / Dann Pfaffen kol / schmecken wol.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 185-186.
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