Wem ein ding angelegen vnnd ernst ist / der bedarff für wort nit sorgen.

Nemo tam infans est, quem non faciat dolor eloquentem.

[193] Wenn mann die übelthäter vnnd armen leut / als dieb vnd mörder / zum tod außfüret / so sihet mann was sie fur wort machen können / mit bitten vnd flehen / des sie sich zuuor villeicht jr lebenlang nie gebraucht haben. Es ist jnen die sach ernst vnd angelegen / darumb seind auch wort gnůg vorhanden.

Wann vnser Herrgott einen better wil machen / der jn anrüffen sol in ernst vnnd rechter warheyt / so legt er jhm ein vnglück auff den halß / das er schwerlich ertragen kan / vnnd in der not lernet er schreien vnd ernstlich bitten. Ein solcher aber bedarff als dann für wort nit sorgen / Dann der heilig Geyst / wie Sanct Paul sagt / bittet für jn mit vnaußsprechlichem seufftzen. Not leret rüffen / Rüffen můß wort haben / welche wort die not herauß trucket von jr selbs.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 193.
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