Laß hund sorgen / die bedörffen vier schůch.

[195] Eben wie mann findet einn frölichen menschen /[195] also findet mann jhr zehen / die voller sorg vnnd betrübniß stecken / vnnd haben jmmer sorg der himel falle auff sie / oder sie werden hungers sterben / so doch Gott übernacht beschert / vnnd schůff allen vorrath / ehe dann er den menschen schůff / daß er daran lernen solte / er solt erneret werden. Christus sagt im Euãgelio: Die vögel des himels sähwē / schneiden / erndten nicht / füren auch nichts in jre scheuren / noch stirbt keiner hungers / Got neret sie / wie solte er dann einn menschen nit erneren? Ein hund hat vier füß / vnnd wann er schůch trůge / müste er zwey par schůch haben / noch sorgt er nicht. Warumb sorget dann ein mensch / der nur ein par schůch bedarff / vnnd ist vil besser: Gott hat auch mehr acht auff jn / dann auff einen hund.

Es ist diß Sprichwort nit alleyn ein weise rede /sonder auch ein Christlicher / ja des heiligen Geysts trost / wider die bauchsorg / Laß einen hundt sorgen /der bedarff zwey par schůch / du bedarffest nur ein par. Es ist aber einem menschen ein grosse schande /daß ein hund Gott mehr vertrawet dann er / Wie auch die schrifft den menschen schmähet mit den vögelin /vnd den Omeyssen.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 195-196.
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