Der hat ein scharpff gesicht / er sihet durch einn wetschger / daß nichts darinnen bleibt.

[244] Vnder allen thieren auff erden sihet keins schärpffer /dann der Adler / auch in die klarheyt der Sonnen /daran er auch die prob hat / welches seine natürliche jungen seien / od' nit. Dann als bald die jungē auß der schalē krochen seind / vnn können essen / so nimpt er sie / vnn helt sie gegē der Sonnen / welches nun die Sonn nit in seinn augen leiden kan / das wirfft er hin /die andern behalt er. Die Römer schreiben von einem / hat Lynceus geheyssen / der ist zu Sicilien gewesen im mittel Meer / das die halbe welt scheydt / vnd hat gesehen die schiff / die zu Carthago sind ankommen /in Aphrica oder Libya. Wir brauchen des sehens auch zum bösen / als in disem wort / nemlich vonn den strauchdieben / die durch einn wetschger hindurch sehen / daß nicht darinnen bleibt / das ist / die darauff gerichtet sind / daß sie den leuten das jr nemen auff der strassen. Also sagt mann: Er hat ein scharpffes gesicht etc. das ist / Er ist ein rauber / ein dieb /Schnapphan.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 244.
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