Wo man ißt / gehe zů / Wo man gelt zelet / gehe von.

[264] Teutschen haben vnder einander einn solchen freundtlichen willen geübet / vnnd noch / daß einer zů seim gůten freund einkeren mag / von dem jm fůtter vnn mahl nit versagt wirt / so gůt als es das hauß vermag. Ja wo einer zumassen ist kommen / da leut geessen haben / da ist jm erlaubt gwesen / hinzů zugehn / vnd mit zuessen / Dann wo sechs essen / da iße auch einer / daher das Sprichwort kommen: Wo man ißt / da soll man hinzů gehen. Niemād wirt arm vmb ein malzeit /auch nit reich mit einer malzeit. Herwiderūb / so ist vntrew vnd diebstal / vnehrlich vnd vnmenschlich allzeit bei den Teutschen gehalten worden / Darūb soll man daruon gehn / wo man gelt zelet / dieweil man einem mit gelt vntrew beweisen mag / mehr dann mit essen. Wo man gelt zelet / ist gefahr / gehe der gefahr müssig.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 264.
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