Geheym bleib geheym.

Laß nit schnappen / weystu was / so schweig.

Schweigen ist kunst.

Mit schweigen verredt mann sich nit.

Mit schweigen verantwort mann vil.

Man sol nit allweg die warheyt sagen.

Was mann herauß leugt / kan mann nimmer hinein liegen.

Die red verrath das hertz.

Red / daß ich dich sehe.

Ein gůt wort findt ein gůte stat.

Wort speisen vnd träncken auch.

Gůter grůß / ist viler kranckheyt bůß.

Einer redt eben wie er ist.

Die zung ist des hertzen dolmetsch.

Wes das hertz voll ist / geht der mund über.

Ein zeitig wort findt allzeit gnad.

Zung ist das best vnd das bößt glid.

Wort schlagen dleut nit.

Fromm sein ist mit worten außgericht.

Wann der Narr schweigt / so wirt er weise.

Der weise kompt selten / aber wol.

Mann hat sich ehe verredt / dann verthon.

Verheystu vil / so halts.

[365] Der Prediger Salomon spricht capit. vij. Der weise hab seinn mund in seim hertzen /[365] das ist / er redt nicht dann von hertzen / das sein hertz vor wol bedacht vnd berathschlagt hat / vnd můß seinmund das hertz nit fürlauffen / sonder im hertzen sein. Zum andern / hat er seinen mund im hertzen versperret / seinn mund laßt er jme nit vorreden / sonder schweigt biß zu seiner zeit / vnnd hat seinn mund verborgen im gemüt. Aber der Narrtregt sein hertz im mund / was er weyß das lalt er on zeit / stat vnd fůg / zu aller zeit / vnnd redt jhm selbs den hals ab. Mann gibt ein Rättersch auff. Rath / Was ist einem zu eng / zweyen gerecht /vnd dreien zu weit? Das ist ein anligen vnd enger rath / oder bedrangnuß / die einer nit alleyn tragen kan / so sol er einn vnder tausent sůchen / mit dem er sein heymlich leiden theyl / vnn sein geheym einem gůten freund klagen / aber nicht mehr / was über das ander hertz kommet / biß ans dritte / das ist zuweit / darumb spricht mann / Es sei dreien zuweit / dann es bleibt nichts verschwigen was über zwey hertzen in das dritte kompt. Darumb trawe alleyn eim / oder keim. Dann der ausserwelten ding sind wenig / so ist ein trewer freundt ein seltzamer gast. Nun weiter / Mit schweigen verredt man sich nit. Schweigen hat gwissen lon. Demosthenes sagt / dz er etwa geredt habe / hab jn gerewē / aber nie / dz er geschwigen. Man förcht sich vor eim schweigenden mehr dann vor zehē ploderer /derē mund jmmerzů plappert vnn wüscht / Vnn versihet mā sich ja grosser weißheyt bei den schweigern /welche etwa so sie reden / all jre gnad vnd autoritet verlieren / die jn schweigen gab. Daher sagt man: Kein antwort ist auch ein antwort. Mit schweigen verantwort mann vil. So ist nit allweg zeit / stat vnd fůg die warheyt zusagen.

Liegen ist iederman verbotten. Aber die warheyt biß auff sein zeit vnd stat verhalten vnnd schweigen /ist offt ein Gots werck. Dann es ist eben so wol ein zeit zuschweigen / als zureden. Wer zu schweigens zeiten redt / der schlegt den wind / vnnd predige eim tawben. Red on zeit vnd stat / hat kein fůg noch gnad. Es ist auch nicht möglich daß der etwas auß richt /der zur vnzeit on gnad redt. Es ist auch die warheyt ein lug / zur vnzeit geredt. Da fleugt das vnwiderrüflich wort dahin / vnnd kan ein mal außgelassen / nicht widerkeren.

Geredt ist geredt. Derhalb wer sein seel bewaren wil / spricht Salomon / der bewar sein zungen / Dann bede todt vnnd leben / seind in der hand der zungen.

Christus sagt: Du schalck / auß deinem eygen mund wil ich dich richten. Also zeugt die Schrifft /daß der mund vnd die red der Gottlosen sie seibs werde vmbbringen. Dann bei den worten verstehet vnd sihet mann einander mehr dann durch all ander anzeygung. Ein ieder redt sich selbs / Was vnn wie ein ieder ist / das vnd also redt er.

Darumb ist die zung der büttel / dolmetsch[366] vnnd verräther aller hertzen / aller menschen / Das best vnd bößt glid / Der best scharz / so vnser zung in Gotts mund nicht dann Gottes wort redt. Es ist aber die zung auch ein tödtlich gifft / wann sie von der helle entzündet jr selbs ist / wie Sanct Jacobus cap. iij. vnd iiij. zeugt. Ein gůte zung ist ein heylsam pflaster für alle kranckheyt des gemüts / speißt vnd tränckt leib vnnd seel / also daß eim zornigen / trawrigen / oder bekümmerten menschen kein thetiger artzney ist /dann heylsame süsse red.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 365-367.
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