XXXI. Brief

[63] Daß Du mich so lange nicht besuchen darfst, will mir gar nicht behagen, um so weniger, da meine Gesundheit fast wieder hergestellt ist – Indeßen will ich mir auch das auf einige Zeit gefallen laßen, aber nur auf einige Zeit, wenn es Dir Ruhe schafft, ob es gleichwohl die gräßlichste Marter ist, von Dir entfernt seufzen zu müßen! – Dies Leben muß sich bald ändern, oder bei Gott, ich schreie es auf dem öffentlichen Markt aus, daß Du mein gehörst, und daß ich Dich in Ewigkeit nicht laße!!! – Wenn das Volk diese Neuigkeit genug gehört hat, dann wird es aus Gewohnheit müde werden, davon zu plaudern, selbst Deine Verwandten werden die Unmöglichkeit einer Trennung einsehen, und schweigen! – Verschone mich doch mit Deiner kalten raisonnierenden Moral, Du kennst ja doch Deine feurige

Nina.[63]

Quelle:
Marianne Ehrmann: Nina’s Briefe an ihren Geliebten, [o. O. ] 1788, S. 63-64.
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