Durandartes Abschied

[364] »Durandarte, Durandarte,

Ritterlich in Lust und Streit,

Bitt dich, laß uns einmal plaudern

Wieder von der alten Zeit.


Denkst du noch der schönen Tage,

Wo du mir dein Herz geweiht,

Und in Sang und Ritterspielen

Vor der Welt um mich gefreit?


Wieviel Mohren warfst du nieder,

Rief ich zum Turniere dich!

Fast kenn ich dich jetzt nicht wieder,

Sag, warum vergaßt du mich?« –


»Schmeichelnd klingen solche Worte

Und verlockend ist die Huld,

Aber wenn mein Herz sich wandte,

Euer, Dame, ist die Schuld.


Wohl weiß ich's, für Gaiferos

Waret Ihr in Lieb entbrannt,

Als ich trostlos und geächtet

Irrte fern im fremden Land.


Drum, wenn Ihr von Lieb jetzt redet,

Habt Ihr's weislich nicht bedacht,

Denn um nicht die Schmach zu tragen,

Wend ich mich in Todesnacht.«[364]


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 364-365.
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