Schwermuth

[80] Im Garten wars; die lenzigen Winde fächeln –

Abschied, Umarmung, Kuß und schmerzvoll Lächeln.


Die Thräne quillt, ich küß sie von den Wangen.

Ade schöne Lieb! so bin ich fortgegangen.
[80]

Nun bin ich fern, fern einsam herzbeklommen.

Der Abschied war vom schönsten Kind genommen.


Nun rieselt kalter Regen, und mich schauert.

Der Blüthenbaum im Garten friert und trauert.


Er träumt von süßen warmen Sonnenstrahlen.

Schau ich ihn an, gedenk ich meiner Qualen.


Es träumt mein Herz, es träumt in öder Ferne

Von süßem Schein aus liebem Augensterne.


O komm, o komm, mich sonnig zu erquicken

Und neuen Lenz in meine Brust zu schicken!

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 80-81.
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