2. Szene

[249] Vorige, Marpalye, der Narr, der Fremde, der Waffenmeister.


MARPALYE UND DER NARR kommen von links.

BELIAN. Ein Narr bringt Glück ... Und Jugend doppelt Heil! Halblaut, schnell zu Marpalye. Trank er den Becher? Sie rührt sich nicht. Nein ...? Du gabst ihn nicht ...?

MARPALYE wendet sich plötzlich gegen rechts, woher der Fremde und der Waffenmeister kommen. Der Morgen ...!

DER NARR. Nur ein leerer Spiegelblitz, der schnell verlischt ...[249]

DER WAFFENMEISTER kampfgerüstet mit Helm, Schwert und Schild, erblickt den Speer in der Hand des Wächters neben Belian. Der Speer ...! Gib ihn heraus, du feiger Dieb ...! Dringt wütend mit dem Schwert auf den Wächter ein. Krieger packen ihn und suchen den Rasenden festzuhalten. Laßt los, ihr Sklavenhunde! Verkaufte Krämer, goldberauschte, geile Verächter! Er stößt einige mit Fausthieben und Fußtritten nieder. Das für euch! Stürzt auf den erfahrenen Wächter los. Nun, Räuber, sprich dein Stoßgebet zum Teufel ...! Er zückt das Schwert gegen den Wächter, aber.

BELIAN springt hinzu und stößt dem Waffenmeister seinen Dolch in die Seite. Sprich es du ...!

DER FREMDE der ungerüstet und ohne Waffe ist, sprang zu spät dazwischen. Schandmörder!

DER WAFFENMEISTER sinkt tödlich getroffen in die Arme des Fremden. Ah ... Das traf im Rücken ...! Schmach der Hand, die so ... die Waffe führt ...! Dem Speer ... in ihrer Faust ... Der lichte Gott ... geschändet ... O, dürft' ich sterben auf der heiligen Erde, aus der er kam ... im Wald ... im reinen Norden.. Stirbt.

DER FREMDE in gewaltiger Bewegung, den Toten im Arm, zu Belian. Hör' es, blutiger Wolf, und fall' in dich zusammen ...

BELIAN steckt den Dolch in den Gürtel. Mir ist mein Knecht, was dir der deine ...

DER FREMDE. Knecht ...?! Zum Toten. Es fand nicht mehr dein Ohr, das Kerkerwort aus einer Sklavenwelt, dir unvertraut, die du mit einem Streich zerhauen wolltest. Hast du verzweifelt an der Tat, die auf sich wartet, bis der Mannheit sich're Kraft das jähe Schäumen ballt? Nur zögernd reift, was hart bestehen soll. Schlaf wohl, du Held, du Alter mit dem Sturm der Ungeduld im starken, jungen Herzen. Er erhebt sich aus seiner knienden Stellung und nimmt eines der beiden Messer vom Kissen. Deine Waffe, goldener Mörderkönig! Du hast sie selbst geschärft! Dein Gift in gleißender Schale, dein Raub, dein Dolch ... sie gaben den Zorn, der sie schwingt, den lachenden Zorn ...! Komm an!

BELIAN nimmt das zweite Messer vom Kissen. Wie's Brauch und Recht. Geht gegen das Brett links. Schnell zu Marpalye. Er trank nicht ...?

MARPALYE jubelnd. Nein ...!

BELIAN zuckt zusammen, wankt, der erfahrene Wächter will ihn stützen, er stößt ihn zurück und strafft sich. Hart und fest zum Fremden. Du hast den ersten Wurf! Fehlt er, dann wähle zwischen meinem Dolch und meiner Herrschaft.[250]

DER FREMDE. Herz um Herz!

BELIAN zu den Kriegern. Begrenzt den Raum!


Jederseits senkt ein Krieger zwei Schritte vor dem roten Brett den Speer, der Ausfallsraum für den Kämpfer.


DER NARR ist an die Seite des Fremden geschlichen. Laß ab Verlust ist jeder Kampf ...

MARPALYE. Stoß zu!!


Belian hat das Messer zwischen die Zähne genommen und sich mit ausgebreiteten Armen an das rote Brett links gestellt. Der erfahrene Wächter steht neben ihm, Marpalye neben dem Fremden, der Narr unschlüssig zwischen beiden Kämpfern. Der

Fremde, ganz rechts, hat während der Worte des Narren das Messer zielend geschwungen, bei Marpalyens Zuruf wirft er es gegen Belian. Ein greller Blitz zuckt, man sieht eben noch Belian niedersinken, dann stürzt alles unter einem ungeheuren Donnerschlag im Dunkel zusammen.


Quelle:
Bruno Ertler: Dramatische Werke. Wien 1957, S. 249-251.
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